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Prämien für die Professoren

■ Fleißige Professoren sollen künftig bis zu 3.600 Mark mehr Gehalt bekommen. Studentischer Dachverband: Lieber Beamtenrecht abschaffen. Bund und Länder auf Arbeitsebene einig

Bonn (dpa/taz) – Bund und Länder sind sich ungeachtet ihres Streits um das Hochschulrahmengesetz (HRG) über ein leistungsorientiertes Besoldungssystem für Professoren weitgehend einig. Je nach Engagement in Lehre und Forschung sollen gute Professoren monatliche Zuschläge bis zu 3.600 Mark erhalten – andere müssen hingegen Abschläge bis zu 28 Prozent ihrer bisherigen Einkommen fürchten. Das Konzept wurde von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe entwickelt. Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) sprach von einem „guten Signal für die Hochschulreform“.

Mit dem leistungsbezogenen Besoldungsmodell soll das neue Hochschulrahmengesetz im nächsten Jahr ergänzt und praktisch umgesetzt werden. Der Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat wird an diesem Mittwoch einen neuen Anlauf für einen Kompromiß im Streit um die HRG-Novelle nehmen. Über die Grundzüge des Gesetzes sind sich Bund und Länder einig. Der Vermittlungsausschuß wird heute erneut über den Streitpunkt Studiengebühren beraten.

Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Klaus von Trotha (CDU) sagte, die Leistungsprämien seien „ein erster kleiner, aber wichtiger Schritt“. Dem studentischen Dachverband fzs geht das Modell nicht weit genug. „Das Beamtenrecht wird wieder nicht abgeschafft“, kritisierte Ulrike Gonzales vom fzs. Sie schlug vor, Professoren künftig nur als Angestellte zu beschäftigen. An der Bewertung der Professoren, die zu Leistungszulagen führen, sollten Studierende auf jeden Fall beteiligt werden.

Für das neue Professoren-Besoldungsmodell werden als „denkbare“ Leistungskriterien die Zahl und Qualität der Lehrveranstaltungen genannt, ebenso Engagement in der Studienreform und abgenommene Prüfungen. Die Zulagen, die bis zu 35 Prozent des Grundgehalts ausmachen können, sollen jeweils für fünf Jahre bewilligt werden.

Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Hartmut Schiedermair, sprach von einem „gigantischen Bürokratismus“. Mit dem Modell sollten die Professoren alle fünf Jahre durch eine Überprüfungs-Mühle gedreht werden.

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