: Aktien statt Wohnen
■ Bau-Verein geht an die Börse und will Wohnungen in Eigentum verwandeln
Der Bau-Verein zu Hamburg soll noch in diesem Frühsommer an der Börse verkauft werden. Die Aktien des Wohnungsunternehmens – bislang zu 97 Prozent im Besitz des Hamburger Mischkonzerns Wünsche AG – werden dann einem breiten Anlegerpublikum angeboten: „Wir haben keine Anzeichen, daß sich ein größerer Investor beteiligen will“, sagte Vorstand Rolf-Alexander Schellenberg gestern bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 1997. „Der Bau-Verein wird nach der Aktienplazierung ein unabhängiges Immobilienunternehmen im Streubesitz sein.“
Den Aktionären versprach Schellenberg „eine sichere und hohe Rendite“, konkrete Planzahlen für das laufende Geschäftsjahr mochte er jedoch nicht nennen. Sehr konkret dagegen müssen sich viele MieterInnen, die in Wohnungen des Bau-Vereins leben, mit der drohenden Umwandlung ihrer Behausungen in Eigentumswohnungen auseinandersetzen. 3100 Wohnungen besitzt das Unternehmen derzeit in München, Berlin und Hamburg, 2000 davon allein in der Hansestadt. „Im jetzigen Bestand werden keinerlei Wohnungen mehr privatisiert“, gab Vorstand Kai-Michael Dudda zunächst Entwarnung. Um anschließend zu definieren, was der „Bestand“sei: nur 1500 Wohnungen nämlich. Den Rest besitze man schlicht. Auf Nachfrage räumte er schließlich ein, daß man sich von diesem Rest möglicherweise trennen werde. Konkret betroffen seien in Hamburg Wohnanlagen in Fuhlsbüttel, Barmbek und der Alsterhöhe.
Künftig will sich der Bau-Verein auf die Sanierung, Entwicklung, Privatisierung und den Neubau von Wohnungen „in etablierten Lagen“in Hamburg, Berlin und München konzentrieren. Bis zum Jahr 2002 wolle der Bau-Verein den Bestand allerdings wieder auf 5000 Wohnungen aufstocken. Dazu soll die Hauptversammlung ein Kapital von 17,5 Millionen Mark genehmigen.
Der 1892 gegründete Bau-Verein ist seit 1989 eine Tochtergesellschaft der Hamburger Wünsche AG. Die will sich nun von der Beteiligung trennen, um einen internationalen Lifestyle-Konzern aufzubauen. Heike Haarhoff
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