piwik no script img

Autonome auf der Suche nach der Politikfähigkeit

■ Ein „Wochenende gegen die Leere“ soll die autonomen Inhalte der 1.-Mai-Demo suchen

„Wir haben keine Lust mehr, uns darüber zu streiten, wer auf der 1.-Mai-Demo an welcher Straßenecke mit wem wohin abbiegt“, schreiben die VeranstalterInnen eines „autonomen Wochenendes gegen die Leere“ in ihrem Einladungsflugblatt. Sie wollen sich mit der Inhaltsleere nicht abfinden und fordern statt dessen: „Heraus mit den Inhalten zum revolutionären 1. Mai.“

„Wir wollen endlich vorher inhaltlich diskutieren“, ergänzt Uschi V., eine der OrganisatorInnen, „und nicht wieder hinterher drüber klagen, daß aufgrund irgendwelcher Sachzwänge alle inhaltlichen Diskussionen nicht geführt worden sind.“ Ihr gehe es darum, die relative Diskussionsfreudigkeit der Autonomen rund um den 1. Mai zu nutzen, um wieder eine autonome Politikfähigkeit zu erlangen.

Nach einem Auftaktplenum am Freitag abend um 19 Uhr in der Schule für Erwachsenenbildung im Mehringhof soll am Samstag „ohne große Klappe“ in diversen Arbeitsgruppen über „Identitäre Politikkonzepte“, autonome Dogmen und dogmatische Autonome, antipatriarchale Praxis, das politische Private, Dogmatismus und Organisationsformen sowie überhaupt gesellschaftliche Veränderungen diskutiert werden.

Eine besondere Rolle wird ein seit einigen Tagen in der Szene kursierendes 52seitiges Strategiepapier mit dem Titel „Wo ist Behle?“ spielen. In diesem Papier wird nach „Stichworten zur Wiedererlangung autonomer Politikfähigkeit“ gesucht. Die Probe aufs Exempel soll eine ausführlich vorgeschlagene Anti-Reichtum-Kampagne werden. Das Papier ist auch in einer Interim-Extraausgabe seit gestern im einschlägigen Buchhandel erhältlich.

„Im Unterschied zum Autonomiekongreß vor drei Jahren“, betont Uschi V., „liegt damit wenigstens zu den Aktionen ein praktischer Vorschlag auf dem Tisch, über den wir diskutieren und streiten können.“ Auf dem Abschlußplenum am Sonntag soll dann die Frage gestellt und möglichst beantwortet werden: „Heraus auf die Straße zum 1. Mai? Und auf welche, mit wem und warum?“ chv

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen