Erdbeeren mit Knoblauch

■ Das spezielle Verdienst von Sauzahn, Schachtelhalmbrühe und Brennesseljauche: Umweltberaterin Dagmar Wienrich im Interview über naturnahe Gartenpflege

taz: Was kann man jetzt überhaupt noch pflanzen, damit im Sommer was blüht?

Dagmar Wienrich: Säen und pflanzen kann man noch alles, die Saison fängt erst an. Für Rosen ist es noch ein bißchen früh, weil es noch frieren kann. Nur für Erdbeeren ist es tatsächlich zu spät, die werden besser im Herbst gesetzt.

Sonnenblumen gehen noch?

Ja, die können ab April ausgesät werden, ebenso z. B. Ringelblumen oder Kornblumen. Einige Pflanzen sollten erst ab Mitte Mai nach den Eisheiligen ins Freie. Das gilt für viele Pflanzen, die ursprünglich nicht aus unseren Breiten stammen.

Zum Beispiel?

Kapuzinerkresse und Tomaten fallen mir da spontan ein.

Ich dachte immer, spätestens zu Jahresbeginn müsse alles umgegraben sein.

Das kann man sich ersparen! Dadurch kommen bloß die Bodenlebewesen und Erdschichten durcheinander. Besser nimmt man einen Sauzahn, das ist ein Gartengerät mit einem großen Haken vorn, das den Boden auflockert, ihn aber nicht durcheinander bringt. Eine andere Möglichkeit ist eine Gründüngung.

Wie bitte?

Grün-dün-gung. Man sät Pflanzen, die mit ihren Wurzeln den Boden auflockern und zum Teil auch düngen. Für Lehmboden eignet sich zum Beispiel Gelbsenf, für Sandböden Lupinien. Wenn man das Beet bestellen möchte, mäht man sie einfach ab.

Wie bereitet man das Beet vor?

Wer Kompost hat, siebt ihn dieser Tage durch und verteilt ihn in einer dünnen Schicht auf dem Beet. Darüber kommt ein bißchen Mulch zum Abdecken. Überhaupt sollte man Boden, der nicht genutzt wird, nie offen liegenlassen. So sprießt weniger Unkraut, und die Feuchtigkeit wird gehalten.

Meine Mutter schwört auf Pferdemist und Brennesseljauche. Gibt es auch Dünger, der nicht gleich den Geruchssinn verätzt und trotzdem ökologisch ist?

Empfehlenswert ist organischer Dünger, also Kompost, das ist der beste und der billigste, oder auch Horn, Blut und Knochenmehl, klingt schauderhaft, ich weiß. Brennesseljauche ist übrigens sehr gut, weil sie viel Stickstoff enthält. Man kann Steinmehl drüber streuen, dann riecht es nicht so stark.

Wie schützt man seine zarten Pflänzchen vor Schädlingen?

Als natürlicher Pflanzenschutz empfiehlt es sich, jetzt Schachtelhalmbrühe anzusetzen und damit Erdbeeren, Rosen, Beeren und Obstbäume zu bespritzen. Das beugt Pilzkrankheiten vor. Denn Schachtelhalm enthält Kieselsäure, und die festigt die Zellen.

Lassen sich auch durch die Fruchtfolge Krankheiten abwehren?

Ja. Kohlpflanzen sollte man erst nach sechs Jahren wieder auf die gleiche Stelle setzen, sonst droht Pilz. Man geht ohnehin dazu über, das Beet nicht nur mit einer Pflanze zu bestellen, sondern in jeder Reihe etwas anderes zu säen. Zum Beispiel Möhren neben Zwiebeln: Die Möhre wehrt die Zwiebelfliege ab und die Zwiebel die Möhrenfliege. Das liegt an den jeweiligen Ausscheidungen von Wurzeln und Blättern. Kartoffeln und Ringelblumen passen gut zusammen, oder auch Erdbeeren und Knoblauch.

Ist es ökologisch korrekt, einjährige Blumen zu pflanzen?

Durchaus, wenn man deren Samen nimmt. Was Sie vielleicht meinen, sind Stiefmütterchen, die man sich als fertige Pflanze kauft und wegschmeißt, wenn sie verblüht ist. Das ist ökologisch nicht sinnvoll.

Zu welchen Pflanzen raten Sie Menschen, die wenig Zeit für die Pflege haben?

Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit Zuckererbsen. Die wachsen wunderbar.

Darf ich auch Löwenzahn züchten, weil ich es schön finde? Oder muß ich die Klage meines Nachbarn fürchten?

Im Schrebergarten muß man mit Problemchen rechnen. Es kommt auf die Richtlinien an. Löwenzahn oder Disteln sind nicht gern gesehen, weil die Samen auch in die Nachbargärten fliegen könnten.

Kann man vom Zustand des Gartens auf den Charakter seines Besitzers schließen?

Ja, unbedingt.

Wie denn?

Das möchte ich lieber nicht verraten. Da könnten sich einige wiedererkennen.

Fragen: Heike Haarhoff