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Alte Hüte unter neuem Etikett

■ Viel McKinsey und wenig Folgen: Neue Organisation der Bremer Wirtschaftsförderung schleppt viele alte Fehler mit, die im Gutachten heftig kritisiert wurden

Es müsse „Dampf auf der Maschine gehalten werden“, hatte Bremens Wirtschaftsstaatsrat Dr. Frank Haller im vergangenen Oktober erklärt, als die Ergebnisse der McKinsey-Untersuchungen zur bremischen Wirtschaftsförderung und Landesenwicklung vorgestellt wurden. Im April diesen Jahres sollen nun die Weichen gestellt werden: Das gesamte Wirtschaftsförderungs-Imperium, das sich unter Hallers Leitung eher wildwüchsig neben dem Ressort entwickelte, soll unter dem Dach einer „Bremer Investitions-Gesellschaft“(BIG) neu gegliedert werden. Was der Wirtschaftsdeputation intern über den Stand der Neuorganisation berichtet wurde, macht aber deutlich: Viele der kritisierten Strukturen werden weitergeschleppt (Zur neuen Struktur vgl. Seite 22).

Dabei schien eine Neuordnung der Bremer Wirtschaftsförderung nur konsequent zu sein: Vor allem, so hatten die McKinsey-Leute verwundert festgestellt, behindere die „Arbeitsteilung zwischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) und Behörde“eine effektive Wirtschaftsförderung „aus einer Hand“. Das Nebeneinander der verschiedenen staatseigenen Firmen hat keine Logik, es läßt sich nur aus persönlichen Querelen und Entstehungsgeschichten erklären. Der rote Faden der Organisationsstruktur besteht oft nur darin, daß eine Person im Aufsichtsrat oder in der Geschäftsführung sitzt: Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller.

Die McKinsey-Analyse sei eine „chronique scandaleuse“, hatte die grüne Wirtschaftspolitikerin Helga Trüpel die Mängelliste der Beraterfirma auf eine Formel gebracht. Der dicke McKinsey-Bericht mache „grundlegende Strukturfehler“deutlich: „Seit zehn Jahren hält Herr Haller als Staatsrat die Fäden in der Hand und ist für die undurchsichtigen und ineffzienten Zustände verantwortlich“, so die grüne Bürgerschaftsabgeordnete.

Die McKinsey-Leute hatten eindeutig formuliert, daß die Trennung von Häfen- und Wirtschaftsressort ein Hindernis für effektive Wirtschaftspolitik in Bremen sei. Sie wird aber auch in Zukunft bleiben. Schlicht aufgrund von personellen Querelen war die internationale Akquisition von Unternehmen vor einigen Jahren von der zuständigen Wirtschaftsfördergesellschaft (WfG) abgetrennt und als „Bremen Business International“(BBI) mit Zuständigkeit des Häfensenators ausgegründet worden. Es bedurfte kaum McKinsey um festzustellen, daß das Unsinn war und die BBI besonders ineffektiv arbeitet – aber die Trennung bleibt. Der Organisationsfehler soll durch ein kompliziertes „Kooperationsabkommen“überbrückt werden.

Eine klare Organisationsstruktur und eine kompetente Besetzung der Spitze soll ermöglichen, daß sich die Bremer Wirtschaftsförderung zumindest in den kommenden Jahren mit der anderer Städte messen kann. Aber die Headhunter von Mönkemeyer & Partner – sie sollen einen neuen Kopf für die BIG suchen – haben von verschiedenen Seiten gesagt bekommen, daß sie einen alten Bekannten nehmen sollen: Senatsrat Ulrich Keller aus dem Finanzressort. Er ist ein Haller-Intimus, der seit Jahren unter anderem die Vulkan-Politik gesteuert hat und für das Liegenschaftswesen, das McKinsey heftig kritisiert hatte, verantwortlich ist.

K.W.

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