: Der Lebensweg einer Berufsfunktionärin
Hinter ihr liegt eine typische Gewerkschaftskarriere der zweiten Generation. Anders als die Gewerkschaftsbosse der Helmut-Schmidt-Generation mußte sich Karin Roth nicht über die betriebliche Ochsentour für höhere Gewerkschaftsweihen empfehlen: Nach nur kurzer betrieblicher Tätigkeit bei der Bundespost qualifizierte sie sich in der gewerkschaftlichen Akademie der Arbeit für den Lebensweg einer Berufsfunktionärin.
Den Anfang machte dabei der Job als Bildungsassistentin bei der Postgewerkschaft. Posten als Abteilungsleiterin für Frauen und Jugend beim DGB Rheinland-Pfalz und als Sachbearbeiterin der Abteilung Frauen beim Vorstand der IG Metall folgten. 1984 wechselte Roth in die Grundsatzabteilung der IG Metall, wo sie ein Jahr später den Bereich Umwelt- und Energiepolitik übernahm. So erhielt sie 1987 auch einen Aufsichtsratsposten bei den HEW.
Nach internen Querelen in der IG-Metall-Grundsatzabteilung holte Nord-IGM-Chef Frank Teichmüller Karin Roth 1992 als Vize-DGB-Chefin in den DGB-Landesbezirk Nordmark. Der vorzeitige Abtritt von DGB-Chef Klaus-Peter Gehricke im Juni 1993 beschleunigte den Weg an die Spitze. Am 5. Februar 1994 wurde Roth DGB-Vorsitzende des Landesbezirks Nordmark. Ihr erster Akt war gleich die Umsetzung eines rigiden Sparprogramms. In enger Abstimmung mit Hamburgs DGB-Chef Erhard Pumm sorgte Roth für ein etwas moderneres Bild des DGB.
Sie engagierte sich für eine Europäisierung der Gewerkschaftsbewegung, den Euro, Bündnisse für Arbeit auf Landesebene (in Schleswig-Holstein und Hamburg) sowie ein Hamburger Bündnis für Ausbildungsplätze, welches nach heftigen Protesten der Gewerkschaftsjugend in letzter Sekunde gestoppt wurde.
Nun soll sie Hamburgs personal- und umsatzstärkste Behörde führen. fm
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