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Sex 'n' Fun as Trash can

■ Am falschen Ort, mit falschem Konzept und früh zu Ende – die „Rings on fire“-Party

Großes, Zensierwürdiges, Ausgefallenes wollte man präsentieren, bei der „Rings on fire“-Party im Praterzelt, die durch eine kurzfristige Absage der Verantwortlichen vom ursprünglichen Ort, dem Olympiastadion, notgedrungen in das Schlingensief-Wahlzelt verlegt worden war. Der Organisator Liske, wütend und empört über den Grund für die Absage (der Stein des Anstoßes waren im Dritten Reich als entartet geltende Texte gewesen, die man lesen wollte), versprach ein passend geändertes Konzept mit szenischen Lesungen, Live- Musik und „Sex, Fun and Action“.

Ob es nun am falschen Ort oder am Konzept an sich lag: Was da zwischen Sägespänen und Zeltplanen passierte, war der besoffene Alptraum eines selbstdarstellerischen Spex-Lesers, der sich nicht entscheiden kann, ob er lieber unprofessionell provozieren oder einfach nur abhängen möchte. Leider wurden die Acts nicht angesagt oder erklärt, so daß Verwirrung über Darbieter und Inhalte entstand. Die „entarteten“ Textrezitationen der Dirty Girls hätten bestimmt interessant werden können, wenn die Mädels etwas mehr Stimme und Ausdruck in ihren Vortrag gelegt und ihn nicht einfach mit sich überschlagender Stimme abgelesen hätten. Eigentlich schon wieder lustig waren die Jungs (das Homer-Projekt?), die während der Show in wechselnden Aufzügen, aber immer mit Brille in der Mitte der Manege herumstolperten wie ein paar betrunkene Elvis Costellos. Die Videoprojektionen von alten Sportfilmen, Betty- Page-mäßigen 60er-Pornos und Spielfilmausschnitten auf aufgebauten Leinwänden um die Manege herum waren ebenfalls besser als die verunglückte Party in ihrer Mitte. Und die Band wäre bestimmt prima gewesen und hätte schöne Cramps-Musik gemacht, wenn der Sound gestimmt und man etwas mehr Zeit zum Üben gehabt hätte.

Weil aber gerade der Sommer angebrochen war, machte es zumindest nicht soviel aus, daß statt einer Riesen-Late-Night-Party alles um halb zehn zu Ende war (Auflage des Praterzeltes), so konnte man nämlich noch davor herumlungern und bei einem Bier über soviel Pech und Dilettantismus den Kopf schütteln. Jenny Zylka

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