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SPD tritt für Sprachtest ein

■ SPD-Fraktionschef Böger will mißverstanden worden sein: reine Ausländerklassen nicht geplant. SPD-Abgeordneter verlangt Ausländerbonus bei Klassengröße. GEW lehnt Sprachtests ab

Mehr LehrerInnen für Schulen mit hohem MigrantInnenanteil hat der schulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Peter Schuster, gefordert. Beim Sprachförderunterricht müsse der Senat die Kürzungen der letzten Jahre rückgängig machen, sagte Schuster gestern. Neben Förderkursen seien insbesondere kleinere Klassen nötig. Kinder, die nicht Deutsch können, müßten bei der Berechnung der Klassengrößen wieder doppelt gezählt werden. Eine bessere Ausstattung mit LehrerInnen werde auch deutsche Eltern motivieren, ihr Kind an einer solchen Schule anzumelden.

Die Mehrkosten könnten nach Ansicht Schusters aus den Geldern gedeckt werden, die der Senat für „soziale Brennpunkte“ in der Innenstadt zur Verfügung stellen will. „Wenn man keine brennenden Stadtteile wie in Los Angeles will“, müsse Berlin in der Finanzpolitik „Prioritäten setzen“, sagte Schuster. Seiner Parteifreundin, der Schulsenatorin Ingrid Stahmer, warf er vor, sie habe die Probleme mit Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache in den vergangenen Jahren „schleifen lassen“.

Zugleich sprach sich Schuster für einen obligatorischen Sprachtest in der ersten Grundschulklasse aus. Wer dabei den „Mindestanforderungen“ nicht genüge, müsse zunächst ein Jahr lang die Vorklasse mit zusätzlichem Sprachunterricht besuchen. Gleichzeitig sei es nötig, bei MigrantInnen verstärkt für Bildung zu werben, damit sie ihre Kinder freiwillig in Kindergarten und Vorklasse schickten. Bei den Tests dürfe aber keine „perfekte Beherrschung“ der deutschen Sprache verlangt werden.

Schuster wandte sich scharf gegen die Forderung nach reinen Ausländerklassen, mit der SPD- Fraktionschef Klaus Böger letzte Woche zitiert worden war. Böger habe sich „falsch ausgedrückt“ und lediglich „Förderklassen gemeint“. Die „Ausländerregelklassen“ hingegen seien aus gutem Grund abgeschafft worden, weil sie die Integration behindert hätten. Es mache „keinen Sinn“, wenn etwa türkische SchülerInnen untereinander nur türkisch sprächen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnte Schusters Forderung nach einem Sprachtest ab. Über die Sprachkenntnisse seiner SchülerInnen sei der Lehrer spätestens nach einer Woche ohnehin bestens im Bilde, sagte GEW-Sprecherin Erdmute Safranski. Nicht an der Diagnose fehle es, sondern an der Therapie: Ohne zusätzliche Fördermaßnahmen bleibe ein Sprachtest reiner „Selbstzweck“.

Daß heute manch einer den „Ausländerregelklassen“ hinterhertrauert, liegt nach Ansicht Safranskis nur daran, daß ihre Abschaffung „zur Kürzung von Fördermitteln mißbraucht“ worden sei. Sie halte es aber „für absurd zu glauben, man könne einfach 25 Schüler in eine Klasse stecken und dann erwarten, daß sie voneinander Deutsch lernen“. Ralph Bollmann

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