: Hausverbot für DVU
■ Jugendzentrum „Startloch“will keinen Besuch von rechtem Abgeordneten
Er wolle sich insbesondere um Jugendarbeit kümmern, hatte der Hamburger Vorsitzende der Deutschen Volksunion (DVU) angekündigt, nachdem er in die Bezirksversammlung Wandsbek gewählt worden war. Seine Wunschklientel macht Heinrich Gerlach jedoch einen Strich durch die braune Rechnung: Das Rahlstedter Jugendzentrum „Startloch“erteilte dem Rechtsextremen jetzt Hausverbot. Nun hatte Gerlach ohnehin nicht vor, sein Feierabendbier dort zu trinken. Doch für Anfang Mai hatte der Jugendhilfeausschuß des Bezirks einen Besuch im Jugendclub angekündigt. Ein Mitglied: Gerlach. Mit einer unerwünschten Person in seiner Mitte entschied der Ausschuß nun, seine Sitzung anderswo abzuhalten.
Sanktionen hat das Jugendzentrum nicht zu befürchten. „Wir können keinen freien Träger zwingen, uns zu empfangen, und wollen das auch gar nicht“, sagt Brigitte Ziehlke, Fraktionsvorsitzende der Wandsbeker GAL, die das Startloch „sehr gut verstehen kann“. Auch wenn in den kommenden drei Jahren der Jugendhilfeetat vermutlich um rund 300.000 Mark reduziert und deshalb zwei bis drei Projekte im Bezirk geschlossen werden müssen, werde man dem Startloch aus dem Hausverbot keinen Strick drehen, versichert Manfred Albers (CDU). Dennoch warnt Monika Hauto, die für die SPD im Jugendhilfeausschuß sitzt, vor möglichen Nachteilen: „Wenn wir nicht mehr vor Ort tagen können, haben die Jugendprojekte auch keine Gelegenheit, sich und ihre Arbeit zu präsentieren.“
Zu Beginn der Legislaturperiode hatten alle Fraktionen angekündigt, die DVU zu ignorieren. Dieser Devise folgt auch die Entscheidung, die Sitzung ohne Diskussion umzuverlegen. „Wir wollen die DVU nicht aufbauschen“, sagt Michael Bruhns (CDU), Chef der Bezirksversammlung, der am Startloch kritisiert, daß das Zentrum mit dem Hausverbot eben das getan hätte. „Das spricht die Protestwähler der DVU an.“
Auch Nils Schuhmacher vom Vorstand des Jugendzentrums glaubt, daß „Gerlach versuchen wird, das politisch auszuschlachten“. Mittlerweile hätten indessen rund 20 andere soziale Projekte dem Jugendzentrum ihre Unterstützung zugesagt. Elke Spanner
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