„Das Risikogen läßt sich heute schon bestimmen“

■ Professor Firu Opri, Gynäkologe am Klinikum Steglitz in Berlin, zur Vorsorge bei Brustkrebs

taz: Wieviel Frauen untersuchen ihre Brust regelmäßig selbst?

Firu Opri: Der Anteil muß ungefähr um die zehn Prozent liegen.

Warum sind das so wenig?

Die einen meinen, sie könnten sowieso nichts entdecken, die andern trauen sich nicht. Dann gibt es noch jene, die sagen: Wir gehen sowieso zum Arzt, da brauche ich keine Selbstuntersuchung. Es gibt jedoch skandinavische Studien, die alle gezeigt haben, daß Tumore, die Frauen selbst entdecken, ohne Zweifel viel kleiner sind als bei anderen Patientinnen. Auch der Lymphknotenbefall ist viel geringer.

Was ist von den Vorsorgetips zu halten, zum Beispiel, viel Sport zu treiben?

Die Frauen, die Sport treiben, ernähren sich oft gesünder, haben kein Übergewicht, das verringert das Risiko.

Die Amerikanerin Susan Weed schrieb in ihrem Buch, auch das Tragen von BHs fördere die Entstehung von Brustkrebs.

Da ist insofern was dran, weil durch BHs der Lymphabfluß manchmal etwas gestört ist, aber auch nicht bei jeder Frau. Man sollte vielleicht nicht diese straffen BHs tragen.

Gibt es denn schon gentechnische Untersuchungen, durch die Frauen erkennen können, ob sie ein besonders hohes Brustkrebsrisiko haben?

Es gibt die Möglichkeit hier in Berlin, gezielte genetische Untersuchungen vorzunehmen. Wenn in der Familie beispielsweise die Mutter, Tante oder Schwester Brustkrebs oder Eierstockkrebs hatte, kann man gezielt bestimmen, inwieweit diese Gene auch bei der Ratsuchenden vorhanden sind. Die Frau kann feststellen lassen, ob sie dieses Riskogen trägt.

Und wenn sie das Gen hat, was macht man dann?

Man muß mit der Patientin vor der Genuntersuchung durchsprechen, welche Handlungsmöglichkeiten sie dann hat. Bis zum 35. oder 40. Lebensjahr kann nichts prophylaktisch getan werden.

Und in höherem Lebensalter?

Danach stellt sich die Frage, ob man eine Operation macht, eine Ausräumung der Drüsenkörper. Als zweite Möglichkeit schlagen die Amerikaner vor, bestimmte Anti-Östrogene zu geben und darüber eine Prophylaxe zu erreichen. Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten, denn ein operativer Eingriff ist ja mit vielen, auch kosmetischen Veränderungen verbunden. Das ist eine Art Brustamputation.

Werden solche vorbeugenden Brustamputationen in Deutschland schon gemacht?

Sagen wir so: Publiziert wurde es noch nicht. Aber es wurde schon gemacht. Interview: Barbara Dribbusch