: Sinnlich und hanfgreiflich
Ende Juli wird beim uckermärkischen Greiffenberg Deutschlands erstes HanfHotel „InRuh“ mit 27 Zimmern eröffnet. Das Projekt hat 4,2 Millionen Mark gekostet■ Von Klaus Bruske
„Dort wo Brandenburg“, laut Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) „am schönsten, aber auch am ärmsten ist“, beim Städtchen Greiffenberg in der Uckermark, wächst bis Ende Juli „InRuh“, Deutschlands erstes HanfHotel. Die familienfreundliche, moderne Herberge, die auch als Seminar- und Tagungshaus lädt, liegt inmitten einer der interessantesten, seen- und artenreichsten Ökoregionen der Bundesrepublik: am Peetzigsee im Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin.
Bauherr und Betreiber ist die „Gesellschaft für Umwelttechnologie und Tourismus in der Uckermark“, kurz Ugatt. Diese kooperiert beim Bau des 4,2-Millionen-Objektes mit der „HanfHaus GmbH Berlin“. Mit von der Partie ist auch die „Werkstätte für Bildung und Umweltschutz“ (WBU). Sie erwarb sich unter anderem 1992/93 Meriten, als sie im Auftrag von Brandenburgs Landesanstalt für Großschutzgebiete alle 200 NaturwächterInnen des Bundeslandes für ihren heutigen Ökojob ausbildete.
Was aber ist nun das Einmalige am ersten deutschen HanfHotel? Die sensible und naturnahe Lage im Biosphärenreservat hat laut Geschäftsführer Wolfgang Pfeiffer hohe Anforderungen an eine ökologische Bauweise und ein ganzheitliches Betriebskonzept gestellt. Deshalb habe man von Anfang an Holz und andere naturnahe und naturschonende Baumaterialien in den Entwurf integriert, so der Sozialwissenschaftler und aus dem Ruhrpott eingewanderte Wahl-Uckermärker. Ebenso solch konstruktive Komponenten wie der Holzständerbau, eine Regenwassermehrfachnutzung, das Erhitzen von Brauchwasser über Solarenergie, eine hauseigene Kläranlage auf Pflanzenbasis oder die sogenannte „Niedrigenergiebauweise“ gehörten zum ökologischem Konzept.
Der langestreckte, zweistöckige, kaum baumhohe Flachbau paßt sich von seiner Architektur her bescheiden in die Landschaft ein. Er umschließt mit der Fertigstellung 27 Einzel- und Doppelzimmer, drei davon rollstuhlgerecht ausgelegt. 13 Betten in Mehrbettzimmern, sogenanntes „hostel in hotel“, kommen hinzu.
„Der Clou des Ganzen aber ist die weitgehende Verwendung des Naturstoffes Hanf bei der Ausstattung“, so Pfeiffer. Für die vom Partner HanfHaus gelieferten Produkte sprächen zum einem ganz sachliche Argumente. Cannabis sativa, als nun auch in der Region Berlin-Brandenburg wiederangebauter, jahrtausendealter nachwachsender (Bio-)Rohstoff, weise den Weg ins bald anbrechende dritte Jahrtausend. Hanf sei neben dieser langen, guten Tradition giftfrei, robust, energiereich und benutzerfreundlich, singt der Geschäftsführer das Hohelied der bis zu vier Meter aufschießenden Stengelpflanze aus der Gattung der Maulbeergewächse.
Er hebt zusätzlich zu diesen „hanfgreiflichen Kriterien“ das Subjektiv-Behagliche hervor. In seinen Augen sind das Lebendigkeit, Sinnlichkeit und Lebensfreude, die die strapazierfähige Faser ausstrahlt. Eigenschaften, welche versprächen, den Aufenthalt im neuen HanfHotel am Peetzigsee „zu einem besonderen, nachhaltigen Erlebnis werden zu lassen.“ Sei's daher die Hanfmatratze zum Schlummern und zum Sitzen, Stoffe, Tücher, Teppiche und Möbelbezüge für die Innendekoration bis hin zu Matten in Bad und Küche – wo immer es nur irgendwie geht und paßt, werden die Besucher auf die Faserpflanze stoßen.
Daß die heiße Liebe zum neuem Objekt nicht zuletzt durch den Magen gehen wird, dieser alten Weisheit sind sich Wolfgang Pfeiffer und sein Kompagnon, Chefkoch und künftiger Hoteldirektor in einer Person, Michael Radtke, selbstverständlich bewußt. Radtke wechselte unlängst vom ehemalgen Honecker-Jagdsitz und nun noblen Gourmet-Tempel „Hubertusstock“ in der Schorfheide hierher. Sein Name soll ab Sommer im „InRuh“ für eine ebenso phantasievolle wie naturnahe (Zu-)Schauküche stehen. Im HanfHotel bei Greiffenberg kommen dann nur pflanzliche Produkte märkischer Biobauern sowie Fleisch und Eier aus artgerechter Tierhaltung auf den Tisch des Hauses.
Darüber hinaus wird Cannabis sativa einen wichtigen Platz auf der Speisekarte einnehmen: Freuen kann sich der Gast da etwa schon auf die hausgemachte Wildschweinkeule in Hanfkruste, umlegt von Hanfrisotto. Dazu gereicht wird ein Salat, der unter Verwendung von Hanfkeimlingen sowie Hanfsamenöl komponiert wurde. Zum Dessert gibt's Hanfschokoloade. Zum Hinunterspülen serviert die – in nobles Hanftextil gekleidete – freundliche Bedienung einen gut gekühlten Cannabis-Trank. Dahinter verbirgt sich ein mit Hanfblüten zusätzlich gewürztes Bier, das sich nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 nur nicht so nennen darf.
Informationen über Tagungen, Seminare sowie Natur- und Kulturerlebnisse ums Greiffenberger HanfHotel: Wolfgang Pfeiffer, Telefon (033334) 86710, Fax (033334) 86717
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen