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Die Einheitswährung spaltet Frankreichs Gaullisten

■ Bei der Euro-Abstimmung im Parlament wollte sich gestern die RPR-Fraktion enthalten

Paris (AP) – Vor der Euro-Abstimmung in der französischen Nationalversammlung haben die Gaullisten einen Mißtrauensantrag gegen Premierminister Lionel Jospin angekündigt. Dessen Ablehnung galt angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Parlament gestern aber als reine Formsache, zumal unklar war, ob sich auch die mit der RPR verbündeten Bürgerlich-Liberalen (UDF) dem Antrag anschließen wollten. Die Abgeordneten setzten unterdessen ihre Debatte zum Euro fort. Die gaullistische RPR kündigte ferner an, sich bei dem Euro-Votum enthalten zu wollen. Am Dienstag hatte es noch geheißen, die Fraktion werde gegen die Vorlage stimmen.

Franktionschef Jean-Louis Debré versuchte sich in Schadensbegrenzung: Man wolle in der Nationalversammlung ein Zeichen setzen gegen den sozialistischen Premierminister Lionel Jospin, nicht aber gegen Europa und den Euro. Der sozialistische Finanzminister Dominique Strauss-Kahn bezeichnete dies als Affront gegen den RPR-Gründer und Staatspräsidenten Jacques Chirac, der erst vergangene Woche auf einer Pressekonferenz für den Euro geworben hatte. Zugleich warf Strauss- Kahn der RPR „kleine politische Spielchen“ vor.

Strauss-Kahn sprach sich noch einmal für die neue Währung aus. Es gebe keinen Grund zur Euphorie, und es seien auch Probleme zu erwarten, sagte er im Rundfunk. Doch der Euro bedeute „eine Chance“. Er werde ebenso stark sein wie der Franc oder die Deutsche Mark. Letztere sei nicht mehr die Leitwährung in Europa, und das bedeute, daß man nicht mehr abhängig sei von der deutschen Geldpolitik.

Daß mindestens zwei Mitglieder der Regierungskoalition – die Kommunisten und die Bürgerbewegung von Jean-Pierre Chevenement – ebenfalls gegen die Euro- Einführung stimmen wollten, bezeichnete Strauss-Kahn als nicht dramatisch. Sie hätten nie etwas anderes gesagt und handelten konsequent. KP-Chef Robert Hue bekräftigte am Dienstag abend, daß die unterschiedliche Haltung zur künftigen Währung das Bündnis nicht belaste.

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