piwik no script img

Alltäglicher Wahnsinn

■ Die „Hanse-Pferd“, das überzüchtete Haustier und der radikale Tierschutz

Mit der Verheißung „eine Ausstellung für Pferdefreunde“wird die heute beginnende Verkaufsschau „Hanse Pferd“beworben. Eine „Messe für Tierquäler“nennen „die Tierbefreier“das dreitägige Spektakel. „Auch im sogenannten Reitsport geht es, wie so oft im Leben des Menschen, um Profit und Prestige“, so der Vorwurf. Die Tiere würden mit „brutalen Hilfsmitteln“gequält. Die Tierrechtler gehören zu den radikalen Vertretern der Tierschützer; einer Bewegung, deren Hintergründe der Hamburger Journalist Frank Wieding in seinem Buch „Operation Tierbefreiung“darstellt.

„Alles Blödsinn“, schnaubt unterdessen Eberhard Fellmer, der die Messe fachlich berät. Diese „Damen und Herren“mit ihrem „Tante-Emma-Tierschutz“könnten sich ja vor Ort ein Bild machen. „Der Protest ist an der falschen Stelle.“Allenfalls gebe es „schwarze Schafe“.

Abwegig sind die Vorwürfe jedoch keineswegs. Das brutale Zureiten etwa kann nicht mehr als unvermeidlich gelten, seit einer zeigte, daß es auch anders geht: Monty Roberts. „Der mit den Pferden spricht“heißt sein Buch. Er zähmt binnen einer halben Stunde die Pferde mit ihrer eigenen Körpersprache. Die Pferde akzeptieren ihn als „Leittier“. Über die übliche Dressur dagegen weiß er wenig Schmeichelhaftes zu sagen.

Ähnlich radikal äußert sich der Schauspieler und Tierschützer Gert Haucke über den Umgang mit den beliebtesten Haustier, dem Hund: Der Mensch hat ihn zum Krüppel gezüchtet – Qualzuchten. Viele können aufgrund platter Schnauzen kaum atmen, haben von Hängelidern ständig Augenentzündungen und können wegen ihrer Körperproportionen nicht allein Junge zur Welt bringen. sim

Monty Roberts, „Der mit den Pferden spricht“, Lübbe Verlag 1997, 384 S., 44 Mark

Gert Haucke/Heiko Gebhardt, „Die Sache mit dem Hund“, Heyne Verlag 1997, 262 S., 24,90 Mark

Frank Wieding/Edmund Haverbeck, „Operation Tierbefreiung“, Echo-Verlag 1998, 272 S., 32 Mark

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen