: Lohnende Bilanztricks
■ Bundesbank erzielte 1997 Rekordgewinn durch die Neubewertung der Dollarreserven
Bonn/Berlin (AFP/rtr) – Die Deutsche Bundesbank hat nach Informationen der Bild-Zeitung im vergangenen Jahr soviel Geld verdient wie noch nie und wird für dieses Jahr einen Rekordgewinn von 23,5 Milliarden Mark ausweisen. Davon sollen sieben Milliarden Mark in die Bundeskasse fließen. Den Rest könne Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) bis auf eine Rücklage zur Tilgung von Schulden im Erblastentilgungsfonds verwenden. Dem Blatt zufolge ergibt sich der Rekordgewinn der Zentralbank aus einem Bilanztrick: Im vergangenen Jahr wurden die deutschen Dollar-Reserven höher bewertet. Bisher wurden diese Reserven zum Kurs von etwa 1,35 Mark in den Bilanzen geführt. Bundesbank und Finanzministerium verwiesen auf Anfrage auf die Sitzung des Zentralbankrats am 14. Mai, bei der der Überschuß offiziell bekanntgegeben werden soll. 1996 konnte die Bundesbank bloß 9,4 Milliarden Mark Gewinn erwirtschaften.
Der Überschuß schwankt allerdings – auch wegen des Dollarkurses – sehr stark und ist für das Finanzministerium keine verläßliche Größe. Waigel und Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer hatten sich im Streit um die Neubewertung der Gold- und Devisenreserven im vergangenen Juni darauf geeinigt, die Neubewertung schon 1997 vorzunehmen, den daraus für den Bund erzielten Bilanzgewinn jedoch erst 1998 auszuschütten.
Inflationsgefahren sind nach Einschätzung von Bundesbank- Chefvolkswirt Otmar Issing „gegenwärtig weit und breit“ nicht zu sehen. Issing sagte in einem Interview der Berliner Zeitung, die leichte Anhebung des dritten Leitzinses, des Tendersatzes, im vergangenen Oktober habe sich auf Anzeichen eines Preisauftriebs gegründet. Dieser habe sich gelegt, und die Bundesbank sehe sich mit dieser Vorsichtsmaßnahme durchaus bestätigt. Die langfristigen Zinsen seien im Vertrauen auf die Preisstabilität weiter zurückgegangen. „Das monetäre Umfeld ist also bestens bereitet und steht einem kräftigen Aufschwung gewiß nicht im Wege.“
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