„Dilettantisch geduscht“

■ Warnstreiks in Elmshorn und Schenefeld für Qualifizierungsgesellschaften

Die Belegschaften von Krueger Apparatebau in Schenefeld und Wenzel Elektronik in Elmshorn machen ernst: Mit einem dreistündigen Warnstreik machten die 120 MitarbeiterInnen gestern gegen die geplanten 60 Entlassungen an den beiden Standorten mobil. Parallel forderte die IG Metall die Muttergesellschaft Infosystems zu Verhandlungen über einen Ergän-zungstarifvertrag auf. Darin soll die Gründung einer Qualifikationsgesellschaft verankert werden.

Dem Protest war am Freitag ein „informelles Gespräch“zwischen den Infosystems-Chefs Farborz Khavand und Klaus Bäumer sowie IG Metall-VertreterInnen vorausgegangen. In diesen Gesprächen bestritten die Manager, daß es konkrete Beschlüsse über die Nordbetriebe gebe. Krueger-Belegschaftssprecher Rolf Wohlers: „Sie haben uns gesagt, es gebe noch keine Entscheidungen, sondern nur Planungen, die sich beim gemeinsamen Duschen ergeben hätten.“

Die IG Metall zeigt sich „entsetzt“über „derartigen Dilettantismus“. Sie fordert vorrangig ein „Alternativkonzept“für die beiden „gesunden Betriebe“. Die Münchner Infosystems-Konzernmutter Schaltbau AG habe sich durch Betriebsaufkäufe bei der Vergabe öffentlicher Aufträge im Personennahverkehr als Bus- und Bahnausstatter ein Monopol verschafft und deshalb, so die IG Metall, nun die Verpflichtung, Arbeitsplätze im öffentlichen Interesse zu erhalten.

Dazu sollen auch Verhandlungen über eine „Qualifizierungsgesellschaft Nord“dienen. Vorbild ist eine entsprechende Gesellschaft in Barmstedt, in der derzeit 118 Mitarbeiter der Dosenfabrik Züchner für zwei Jahre „sozial bei Kurzarbeit null“abgesichert sind (taz berichtete). „Das klingt alles vernünftig“, urteilte gestern deren Sprecher Rolf Biermann über die Vorstellungen der Gewerkschaft für die beiden Infosystems-Betriebe. „Wenn das Unternehmen nicht in Verhandlungen eintritt“, kündigte IG Metall-Sekretär Uwe Zabel an, „werden wir die Urabstimmung über einen Streik einleiten.“ kva