: Weiter im Hertha-Theater
■ Aufsichtsratschef von Hertha BSC, Robert Schwan, erneuert Rücktrittsdrohung. Bevor ihn die Hauptversammlung am 11. Mai abwähle, steige er selbst aus, verkündet der Röber-Gegner
Ein neuer Akt im Dauertheater bei Hertha BSC: Aufsichtsratschef Robert Schwan hat erneut seinen Rücktritt angedroht. „Sollte es wirklich so sein, daß mich die Mitglieder auf der Versammlung am 11. Mai abwählen wollen, trete ich noch vorher zurück“, erklärte der 76jährige Kitzbüheler in einem Interview der B.Z.. Nach dem von Schwan angekündigten Rausschmiß von Hertha-Trainer Jürgen Röber nach der 1:3-Niederlage bei 1860 München hatte Ex-Präsident Wolfgang Holst Schwan zuvor als „nicht führungsfähig“ bezeichnet und ein Mißtrauensvotum für die Hauptversammlung angekündigt.
Auch die Berliner Fans stehen hinter Röber. Beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (1:1) hatten die Fans auf zahlreichen Transparenten ihre Solidarität mit dem Trainer bekundet und Schwan unmißverständlich zum Rücktritt aufgefordert. Nachdem auch die Spieler ein Bekenntnis zu ihrem Coach abgaben, setzte Schwan das Hertha-Präsidium weiter unter Druck: „Ich lasse mich nicht anpöbeln. Dann müssen sie bei Hertha eben auf mich verzichten.“
Bereits nach dem Spiel in München hatte Schwan vom Rücktritt gesprochen, wenn Röber im Verein bleibe. Dieser hat einen Vertrag bis Juni 1999 und ist nicht gewillt, sich von markigen Sprüchen des Aufsichtsratsbosses beeindrucken zu lassen.
„Für mich ist es unverständlich, daß Schwan nur drei oder vier Spiele sieht und daraus Bilanz zieht“, erklärte Hertha-Kapitän Kjetil Rekdal und fügte hinzu: „Wenn Schwan mal hierherkommt, sieht er, wie wir uns bemühen.“ Ungebrochen steht die Mannschaft zu ihrem Coach, der das Team im Vorjahr aus den Abstiegsregionen der zweiten Liga in die Eliteklasse führte und nun in der Bundesliga etablierte. Dennoch unterstreicht Röber selbst: „Es ist keine schöne Situation, wenn man täglich auf den Titelseiten steht.“
Von Präsident Manfred Zemaitat darf Röber aber nach wie vor keine Rückendeckung erwarten. „Nach der Saison werden wir uns alle zusammensetzen und beraten“, versucht der Präsident die Probleme aufzuschieben. Er weiß, wie wichtig Schwan für den Verein ist, nicht zuletzt laufen die entscheidenden Kontakte zum Hauptsponsor Ufa über den grauhaarigen Österreicher. Erst unlängst hatte Schwan aufgrund seiner Beziehungen etwa 15 Millionen Mark für Spielereinkäufe in Aussicht gestellt.
Angesichts dieser „Argumente“ will sich Schwan in Berlin nicht zum Prügelknaben machen lassen. „Ich lasse mich nicht von Mitgliedern abwählen, die aufgehetzt worden sind“, äußerte er und forderte nachdrücklich: „Es wird doch wohl mal möglich sein, einen leitenden Angestellten zu rügen.“ Frank Thomas, dpa
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