Aktiv gegen Männergewalt

■ Grüne stoßen bremenweite „Kampagne gegen Männergewalt“an / Projekte stimmen zu / Frauenbeauftragte übernimmt die Federführung

Die Hand des Jungen schlägt mitten ins Gesicht – ein Mädchen hält schützend ihre Hände hoch. Szenen wie diese sehen BürgerInnen aus München fast jeden Tag – auf Plakaten, die in U-Bahnhöfen kleben. „Aktiv gegen Männergewalt“heißt die Kampagne, die im Süden Deutschlands bereits seit einem Jahr läuft – und ähnlich auch in Bremen starten könnte. Das jedenfalls hat jetzt die grüne Bürgerschaftsfraktion angestoßen. Sie lud gestern unter dem Motto „Kampagne gegen Männergewalt – auch in Bremen?“Projekte und Organisationen zu einem ersten Arbeitstreffen ein. Das Ergebnis: Eine solche Kampagne muß auch in Bremen sein. Und die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe will sie nun federführend ins Laufen bringen.

Kaum vier Wochen ist es her, seit die Grünen erstmals mit einem Hearing für eine Bremer Kampagne warben – weil sich die „Männergewalt alles andere als verringert hat – obwohl wir in Bremen dazu bereits zahlreiche Projekte haben“, sagte gestern die grüne Frauenpolitikerin Maria Spieker. So wurden im Jahr 1995 in Bremen 193 Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung sowie Mißbrauch an Frauen und Kindern angezeigt. Und die Dunkelziffer liegt weitaus höher: Durch den Fall Christina aus Strücklingen kamen zum Beispiel weitere Fälle von sexuellem Mißbrauch sowie Vergewaltigung in Ehe oder Partnerschaft in dem Dorf ans Licht. „Der Fall Christina hat die Leute sensibilisiert. Das soll auch genau das Ziel einer Kampagne sein“, schob die grüne Frauenpolitikerin die Diskussion unter den rund 30 Anwesenden an – und die zeigten sich „ermutigt“über diese erste Zusammenkunft und deshalb bereit, eine Kampagne auch in Bremen anzupacken. „Denn eins ist klar, so kann es nicht weitergehen: Ich will nicht immer wieder in der Zeitung lesen: Familiendrama in Bremen-Nord. Mann erstach seine Frau“, sagte eine Teilnehmerin vom „Arbeitskreis Frauen“.

Doch bis in Bremen überhaupt eine Kampagne startet, braucht es noch viel Zeit: Die Münchner brauchten mehrere Monate, um immerhin 170 Institutionen als UnterstützerInnen zusammenzubekommen. Jetzt läuft die 1,5 Millionen Mark teure Kampagne auf genau ein Jahr begrenzt in der süddeutschen Stadt – „gezielt und geballt“, wie die Grüne Maria Spieker sagt. Das Ziel: Mit Plakaten sowie zahlreichen Veranstaltungen in Schulen sowie anderen Institutionen aber auch in der eigenen Projektarbeit auf das Thema aufmerksam machen. Die übergreifende Message dabei: Seht her und nicht weg, Männergewalt ist da. Und sie darf auf keinen Fall länger geduldet werden. So zeigt zum Beispiel Bayerns Fußballstar Thomas Helmer auf Plakaten der „Männergewalt“die „Rote Karte“.

Ähnlich prominente Köpfe und größere Institutionen würden die BremerInnen auch gerne für eine hansestädtische Kampagne für sich gewinnen – auch an eine Kooperation mit Polizei und Staatsanwaltschaft ist gedacht, die bisher nur in Ansätzen funktioniert. Doch Konsens war das gestern nach dem ersten Treffen noch nicht. Auch nicht, welche Projekte und Organisationen überhaupt mitmachen werden und welche Inhalte eine Kampagne genau transportieren soll. „Wir haben hier noch viel zu erarbeiten“, machte die Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe deshalb klar und mahnte an, sich für eine gute Kampagne auch die nötige Zeit zu lassen: Schließlich sei gerade in Brüssel in der Diskussion, das Jahr 1999 zum Europäischen Jahr gegen Gewalt an Frauen zu machen. „Wenn das durchkommt, möchte ich natürlich auch EU-Gelder für unsere Arbeit haben“, sagte sie gestern. Jetzt gelte es, sich zu einer weiteren Vorbereitungsrunde zu treffen – um auch in Bremen irgendwann einmal geballt über ein Jahr in der ganzen Stadt „aktiv gegen Männergewalt“zu sein. kat