: Schülertausch nur zwischen Nachbarbezirken
■ Die Innenstadtkonferenz erteilt der stadtweiten Verteilung von Schülern eine klare Absage. Schulsenatorin stellt 50 zusätzliche Pädagogen für Förderunterricht nichtdeutscher Schüler in Aussicht.
Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) hat sich nach der ersten Runde der Innenstadtkonferenz zu Sprachproblemen von nichtdeutschen Kindern gegen eine stadtweite Umverteilung von Schülern ausgesprochen. Möglich sei aber eine Umverteilung von Kindern auf andere Schulen. Dies könne in Einzelfällen auch über Bezirksgrenzen hinaus geschehen.
Auch die vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) einberufene Runde aus Schulstadträten, Bezirksbürgermeistern, Migrantenvertretern und Ausländerbeauftragten hatte sich am Montag abend einhellig gegen eine stadtweite Verschickung von Schülern ausgesprochen. Nur im „engeren Nachbarschaftsbereich“ seien flexible Schuleinzugsbereiche und eine verstärkte Zusammenarbeit von Schulen sinnvoll.
Wie Schulsenatorin Stahmer erklärte, soll in Grundschulklassen auch künftig der Anteil der Schüler, die wegen mangelnder Sprachkenntnisse dem Unterricht nur bedingt folgen können, höchstens ein Viertel betragen. Es werde in den Schulen auch künftig keine Paß- oder Nationalitätsquote geben, aber eine Sprachquote. Zu Beginn des Schuljahres müßten die Lehrer „in sinnvoller Weise die Sprachfähigkeit der Kinder feststellen“. Sollten in einer Klasse mehr als 25 Prozent der Kinder die deutsche Sprache nicht beherrschen, „wird die Klasse so nicht zusammengestellt“. Schulkinder mit schlechten Deutschkenntnissen würden dann in zeitlich begrenzten Förderklassen unterrichtet. Dafür sollen im Schuljahr 1998/1999 zu den bisherigen 784 Lehrern für Förderunterricht 50 zusätzliche Pädagogen eingestellt werden.
Teilnehmer der auf Initiative von Diepgen einberufenen Innenstadtkonferenz lobten gestern das „sachliche und ernsthafte Gesprächsklima“ der Runde aus Schulstadträten, Migrantenvertretern und SenatorInnen. Diepgen will mit einer Info-Kampagne Ängste von Eltern nichtdeutscher Herkunftssprache abbauen, daß der Besuch von Kitas und Schulen zu einer Entfremdung der Kindern führe. Die frühzeitige Förderung von Deutschkenntnissen als Pflichtangebot in Kindertagesstätten erfuhr breite Zustimmung, stößt aber auch auf ein Hindernis: Kita-ErzieherInnen verfügen nicht über eine Ausbildung zur Sprachvermittlung. Dorothee Winden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen