piwik no script img

Aus Urwäldern werden Gartenstühle

■ Robin Wood startet Aktionen gegen Praktiker-Baumärkte wegen „Ökoschwindels“. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück

Berlin (taz) – Tropenholzprodukte haben wieder Saison. Preiswerte Gartenmöbel, zum Beispiel aus Teakholz, sind begehrt, weil sie sehr haltbar sind und gut aussehen. Rückendeckung auf dem relativ ökosensiblen deutschen Markt haben die Hersteller besonders durch neue „Ökosiegel“, die in unübersehbarer Zahl auf den Markt kommen.

In sieben Städten stiegen Robin-Wood-Aktivisten den Praktiker-Baumärkten aufs Dach. Sie werfen dem Unternehmen vor, daß es falsche Angaben darüber macht, wie umweltverträglich das Holz für ihre Möbel gewonnen wird. Praktiker zeichnet seine Gartenklappstühle aus indonesischem Nyatoh-Holz mit einer Öko-Erklärung aus. Darin wird versichert, daß das Holz „unter strenger Aufsicht der Regierung gepflanzt“ wurde, „um das lebenswichtige ökologische Gleichgewicht und die Wiederaufforstung des Regenwaldes zu gewährleisten“. Die Nummer eins der deutschen Baumärkte beruft sich dabei auf ein Zertifikat der indonesischen Regierung.

Das Siegel ist nach Recherchen von Robin Wood jedoch „Schwindel“. Es sei kein Garant für schonende Bewirtschaftung des Waldes. Die Richtigkeit der Angaben sei nicht beweisbar. Der Verband recherchierte in den Herkunftsländern die tatsächliche Art der Gewinnung und Verarbeitung des Holzes und die Wege, die das Holz zu den Märkten nimmt. Dabei stellte sich auch heraus, daß Holz oftmals umdeklariert wird, bevor es auf den Markt kommt.

Robin Wood stellt das FSC- Ökosiegel des in Mexico ansässigen unabhängigen Forest-Stewardship-Council als einziges akzeptables Siegel für eine ökologische und soziale Herstellung von Möbeln dar. Der Verband fordert von dem Handelsriesen, den Erlös aus dem falsch gekennzeichneten Holz an indonesische Organisationen zum Schutz der Tropenwälder zu geben und künftig nur noch Holz mit dem FSC-Siegel zu bestellen.

Julian Holch, Pressesprecher der Praktiker Bau- und Heimwerker AG, weist die Vorwürfe als „in keinster Weise berechtigt“ zurück. Nur eins von etwa 20 Gartenmöbelprogrammen sei aus Tropenholz. Es trage das indonesische Regierungssiegel, das die Manager der Kette als dem FSC-Siegel ebenbürtig einschätzen.

Das FSC hat zehn Richtlinien, nach denen das Siegel vergeben wird. Sie schließen die Einhaltung nationaler Gesetze und Abkommen und den Schutz indigener Völker ein. Auch der soziale Schutz der Arbeiter und ein auf nachhaltige Entwicklung des Waldes ausgerichtetes Bewirtschaftungskonzept sind Voraussetzungen für die Vergabe des Siegels.

Möbel mit diesem Siegel sind zur Zeit allerdings nur schwer erhältlich. Sie sollen erst im Sommer in größeren Mengen auf den deutschen Markt kommen. Robin Wood weist darauf hin, daß die Verarbeitung und der Kauf von heimischen Hölzern wie Robinie, Eiche oder anderen witterungsbeständigen Harthölzern Vorrang vor Tropenhölzern haben sollten. Daniel Postulka

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen