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Megastar Miss Sharon Stone

■ Keine Alternative zu den Prachtbänden: Die neue Bilderbuchreihe „Megastars“, verlegt beim Schirmer/Mosel Verlag in München

Mit „Sharon Stone“ startet der Schirmer/Mosel Verlag seine neue Bilderbuchreihe „Megastars“. Die kleinen, handlichen, solide gebundenen Bildbände könnten eine preiswerte Alternative zu den großformatigen Prachtschinken sein. Dazu bedürfte es freilich der LektorIn, die Schirmer/Mosel offenkundig fehlt. Die Fachkraft, die sagt, wir lassen uns die Bilder nicht durch einen Autor abmoderieren, der das „Mehr“ von Sharon Stone eh nur „in der Wirklichkeit“ sieht. Die sagt, einen Autor, der sich selbst wichtiger nimmt als den porträtierten Star, haben wir nicht auf der Besetzungsliste.

Was jenem Autor wiederum fehlt, wird klar, wenn er aufgeregt von der Saga berichtet, Sharon Stone solle „die größten Eier von Hollywood“ besitzen. Wenn er völlig frühvergreist vom „aufgegeilten Unterleib Hollywoods“ sabbert, mit dem er die böse Presse meint. „Jene Hollywood-Reporter“, die – ganz anders als er, Tom Kummer, der laut Klappentext für den Stern, den Spiegel und die Süddeutsche Zeitung schreibt – unfähig sind, die „Monumentalsätze“ von Miss Stone zu verstehen. Im Gegenzug kapiert Fräulein Stone dafür, daß er und sie, „daß wir beide den gleichen ausgefallenen, feinen Humor haben“. Nun denn. Sie soll ja den erstaunlichen Intelligenzquotienten von 154 Punkten haben. Über den seinen ist es unnötig, ein Wort zu verlieren. Sein Text, dessen literarische Ambitionen ständig zu den krausesten Formulierungen führen, spricht Bände.

Bleiben also die Bilder. In der Mehrzahl sind es glatte Promotionfotos. Sie zeigen eine zweifellos attraktive, schöne blonde Frau. Von Sexappeal freilich nicht die Spur, nicht vom harten, rebellischen Gesicht der Sharon Stone und nicht von ihrer sensiblen, intelligenten Seite. Am interessantesten wirkt der Star, wenn das Landei, das sie einmal war, wieder hervorbricht. Wenn sie Hillary Clinton ähnlich sieht, wie beim Posieren für die Fotografen bei den Filmfestspielen in Cannes. Wenn sie auf der Straße erwischt wird, als schicke Schlampe, dann endlich ist sie sexy und hat Ähnlichkeit mit dem Megastar, als der sie verkauft wird. Brigitte Werneburg

„Sharon Stone“. Mit einem Text von Tom Kummer. Schirmer/Mosel Verlag, München 1998, 96 Seiten, 44 Farbtafeln, 34 DM

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