piwik no script img

Amtliche Hasen und Igel

■ Schanzenviertel-Saniererin Steg ruft nach starker, zentralistischer Hand

Die Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) sieht keinen anderen Ausweg für das Schanzenviertel: „Wir vermissen eine klare Aussage von Bürgermeister Ortwin Runde, wie die Probleme angegangen werden sollen“, rief Geschäftsführer Hans-Joachim Rösner gestern nach einer starken Hand, um die Konflikte zwischen Drogenszene und Bevölkerung in den Griff zu kriegen und die Abwanderung alteingesessener Geschäfte und Bewohner zu verhindern.

Bisher hatte die städtische Sanierungsträgerin, die im Schanzenviertel vier Sanierungsgebiete betreut, stets auf „dezentrale Strukturen“ und „Einbindung der Menschen vor Ort“ gepocht. Die neue Forderung nach einer „übergeordneten Einrichtung“, so Rösner, sei die Konsequenz aus einer Entwicklung, die er nicht mit ansehen mag: „Die Probleme werden von den Bezirken nur im Kreis geschoben.“

Selbst „kleine Ansätze“, wie ein gemeinsames Konzept für den Umgang mit Bauwagenplätzen, scheiterten an unterschiedlichen Begehren von Mitte, Eimsbüttel und Altona, deren Grenzen das 5000-Einwohner-Gebiet zwischen S-Bahnlinie, Schanzen- und Stresemannstraße durchschneiden.

Vor allem der Bezirk Mitte spiele „Hase und Igel“ mit den anderen, schimpfte Steg-Gebietsbetreuer Martin Elbl. So fordere Mitte, den Bauwagenplatz Bambule an der Vorwerkstraße aufzulösen – ohne Rücksicht auf die anderen Bezirke, die auch keine geeigneten Standorte hätten. Etwas mehr „gemeinsamen Handlungswillen“ lasse Eimsbüttel erkennen, doch auch das Engagement von Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) habe im Kampf gegen die Drogenszene nachgelassen, seit die vom S-Bahnhof Sternschanze zur Flora und damit nach Altona umgezogen sei.

Weil sich im Zweifel niemand zuständig fühle, riskiere man, daß sich immer mehr Menschen unwohl fühlten und das Viertel verließen. Das, so Rösner, sei aber nicht Sanierungsziel. „Große Hoffnung“ setzt das Sanierungsunternehmen in die Stadtentwicklungsbehörde als Koordinatorin, obwohl die allein „das auch nicht packt“.

Steb-Sprecherin Ina Klotzhuber erwiderte gestern, das Problem zwischen den Bezirken sei „seit Jahren bekannt“. Die Stadtentwicklungsbehörde habe bereits „starkes Engagement“ gezeigt, indem sie mehrere Sanierungsgebiete ausgewiesen habe. hh

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen