: Kfz-Prüfer übernehmen Metropol
■ Stuttgarter Dekra-Gruppe übernimmt Metropol-Theater. Investor will 260 der 380 Mitarbeiter weiterbeschäftigen. Bündnisgrüne: "Der nächste Pleitegeier kreist schon wieder"
Die Stuttgarter Dekra-Gruppe übernimmt das seit dem Sommer vergangenen Jahres geschlossene Metropol-Theater. Es will dabei eng mit dem Festspielhaus Baden- Baden zusammenarbeiten. Die Gruppe, ein Dienstleistungskonzern von Kfz-Prüfungsanstalten bis zu Kongreßhäusern, will den Spielbetrieb des Operettenhauses an der Friedrichstraße, das René Kollo in den Konkurs führte, am 3. September aufnehmen.
Dies teilte Kultursenator Peter Radunski (CDU) mit. Er hatte zusammen mit dem Geschäftsführer der Dekra-Promotion GmbH und des Festspielhauses Baden-Baden, Rainer-R. Vögele, und dem langjährigen Karlsruher Intendanten Günter Könemann das Konzept für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs vorgestellt. Es sieht dabei 25 Millionen Mark an jährlichen Zuschüssen und 260 Mitarbeiter (von zuletzt 380) vor. Könemann möchte mit dem musikalischen Lustspiel „Feuerwerk“ von Paul Burkhard beginnen und Regisseure wie Luc Bondy, Helmut Baumann (vom Berliner Theater des Westens) oder Jean-Louis Martinoty aus Paris für eine Mitarbeit am Metropol-Theater gewinnen.
Als einen Hauptgrund seiner Bewerbung nannte Vögele die Aktivitäten seiner Unternehmensgruppe in Baden-Baden, wo sie an den internationalen Klassikfestspielen im Sommer beteiligt ist und im Winterhalbjahr die klassische Operette wiederbeleben wolle. Außerdem will Vögele einen Teil der Metropol-Produktionen auf Gastspielreisen schicken, um so etwa 30 Millionen Mark jährlich zusätzlich zu erwirtschaften. Ferner beabsichtigt er, jährlich knapp zwei Millionen Mark in die Sanierung des Metropol-Theaters zu stecken. „Das ist eine absolut seriöse Angelegenheit“, versicherte der Unternehmer. Durch ein bundeseinheitliches Marketing könne ein größeres Besucherreservoir erschlossen werden. Radunski betonte, das Metropol-Theater sei ein wichtiger Teil der Berliner Kulturlandschaft.
Scharfe Kritik an der Vergabe übten Bündnis 90/Die Grünen. Damit beginne der „nächste Akt im Trauerspiel“, urteilte die kulturpolitische Sprecherin Alice Ströver, die Vögele als bundesweit bekannten „Bankrotteur“ bezeichnete. „Vögele hat bei zahlreichen Großveranstaltungen unseriös gewirtschaftet und bereits einen Strafbefehl wegen Veruntreuung“ erhalten, erklärte Ströver. Von einem künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Konzept für das Metropol sei nur wenig zu sehen. Die bündnisgrüne Kultursprecherin wirft Kultursenator Radunski vor, andere künstlerische und wirtschaftliche Konzepte nicht geprüft zu haben. taz/dpa
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