: Minister taufen 1998 „Jahr der Rückkehr“
■ Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien hätten in Deutschland nur Gastrecht auf Zeit genossen
Kaiserslautern (dpa/AP) – Das Jahr 1998 muß nach Auffassung der Innenminister von Bund und Ländern das „Jahr der Rückkehr“ für in Deutschland lebende Bürgerkriegsflüchtlinge werden. Das gelte für bosnische Flüchtlinge ebenso wie für Kosovo-Albaner, hieß es zum Abschluß der Innenministerkonferenz am Freitag in Kaiserslautern. Den 190.000 Kriegsflüchtlingen aus Bosnien und Herzegowina müsse deutlich gemacht werden, daß sie beim Wiederaufbau in ihrer Heimat gebraucht würden und daß sie nur Gastrecht auf Zeit genossen hätten, sagte Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU).
Zurückkehren müßten auch die Kosovo-Albaner. Es gebe keine Hinweise auf Gewalt der Serben gegenüber den Kosovo-Albanern. Der aggressiven Politik der Serben gegen die Kosovo-Albaner müsse aber entgegengesteuert werden, betonte Kanther. Werde die Rückkehr nach einer Prüfung der Verhältnisse verweigert, müßten nach Ansicht der Innenminister Abschiebungsmaßnahmen greifen.
Im Blick auf die rechtsextreme Deutsche Volksunion (DVU) wurden von den Innenministern nach den Worten des bayerischen Ressortchefs Günther Beckstein (CSU) zwar „Verbotsüberlegungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen“. Als wirksamer könne sich aber eine gezielte Aufklärung der Bevölkerung erweisen. Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) sagte, die DVU sei „deutlicher an den Verfassungsrand gerückt“. Es dürfe nicht sein, daß die DVU „braune Soße über das Land ausgießen“ könne und dies nachträglich vom Steuerzahler finanziert werde.
Kanther sprach sich für eine raschere Aburteilung bei Taten mit rechtsextremem Hintergrund sowie von jugendlichen Ersttätern aus. Die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten sollten so ausgeschöpft werden, daß „die Tat vom Sonntag am Mittwoch darauf abgeurteilt“ werden könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen