: Bremer Skin-Band plant Konzert auf den Balearen
■ Ende Mai soll auf Mallorca die Bremer Band „Endstufe“ auftreten / Auch in Bremen gibt es Skin-Konzerte / Verfassungsschutz will die Sache aber „nicht so hoch hängen“
Die Bremer rechtsextreme Rockgruppe „Endstufe“ rüstet zum Betriebsausflug. Ende Mai, so berichtet das deutschsprachige „Mallorca-Magazin“ in Palma, ist ein Konzert mit Skinhead-Musikgruppen auf der Ballermann-Insel geplant. Die Vermutung liegt nahe, daß das Konzert von Bremen aus organisiert wird: unter einer Bremer Postfach-Adresse konnten bis vor kurzem Karten reserviert werden. Entsprechende Ankündigungen wurden über Internet verbreitet. Neben „Endstufe“ sollen die Gruppen „Torquemador 14/88“ und „Störfaktor“ auftreten.
„Daß ein Konzert deutscher Skinheads im Ausland stattfindet, ist nicht unnormal“, meint die Sprecherin des Bundesamtes für den Verfassungsschutz in Köln. Die Schlapphüte wollen den Ausflug von Endstufe „nicht so hoch hängen“ – sie gönnen der Band keine werbeträchtige Öffentlichkeit. Ein Kenner der Szene erinnert daran, daß es Jahr für Jahr Musiktreffen rechter Skins und Hools gäbe, zum Beispiel in Ungarn und an der Costa Brava.
Endstufe gehört zu einer der Skinhead-Musikgruppen der ersten Stunde. 1980 hat sich die Gruppe nach Informationen des Verfassungsschutzes gegründet – die Besetzung habe sich seitdem kaum geändert. Ein Mitglied sei zudem Miteigentümer des Bremer Musik-Labels „Hanse-Records“. 200 CD-Titel mit rechtsorientierter Musik sollen von dem Vertrieb mit Schwachhausener Telefonnummer vertrieben werden.
Zu öffentlichen Auftritten der Endstufen-Gruppe ist es in Bremen seit Jahren nicht mehr gekommen. Mitte der achziger Jahre gab es Prügelszenen mit Autonomen bei einem Auftritt, 1991 fand ein polizeibewachtes Konzert im Schulzentrum Huchting statt. Seitdem nimmt offiziell kein Veranstalter mehr das Risiko auf sich.
Konzerte gibt die Gruppe genau wie andere rechtsextreme Musikbands dennoch. Inzwischen hat man sich den Gepflogenheiten der Szene angepasst: Musik-events werden ohne Ortsangabe im Internet angekündigt. Nur wenige Stunden vor Konzertbeginn kann dann der Ort abgefragt werden. Bis zu 1.000 Besucher können so für die Konzerte mobilisiert werden – auch in der Umgebung Bremens.
Erst letztes Wochenende hatten Antifa-DemonstrantInnen einen Aufmarsch von Rechtsextremen in Verden verhindert – abends soll dann aber ein Konzert eines rechtsextremen Liedermachers an einem geheimen Ort ohne Störungen stattgefunden haben, so berichtet ein Insider. Auch die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN) weiß von zwei Konzerten, die letztes Jahr im Land Bremen stattfanden: eines am 3. Mai in Bremerhaven, eines am 20. Juni in Bremen. Bekannt wurde das freilich nur, weil später Konzert-Rezensionen in rechten Magazinen auftauchten.
Die Skin-Musik enwickelt sich zum festen Standbein der rechtsextremen Szene. 1996, so der neueste Verfassungsschutz-Bericht, fanden rund 70 Konzerte in Deutschland statt – 1997 waren es schon über 100. Die Musik ist für viele Jugendliche ein Einstieg in die rechte Szene – auch unpolitische Musikfans stehen auf die meist kreischenden Gitarren. Über die offen oder subtil-rassistischen Texte wird da schon mal hinweggesehen. Letztes Jahr beschlagnahmte die Polizei bundesweit rund 90.000 rechtsextreme CD's – was auf dem Index steht, weckt besondere Begehrlichkeiten bei den Fans. Auch von Endstufe sind zwei Lieder von der „Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften“ indiziert worden. Christoph Dowe
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