: Zum Leben zu wenig
■ Im Hamburger Einzelhandel droht ab morgen ein harter Arbeitskampf
Die Zeichen im Hamburger Einzelhandel stehen auf Sturm: Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen für die 72.000 VerkäuferInnen bereitet die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) Urabstimmungen und Warnstreiks vor. In Flugblättern gibt die HBV konkrete Informationen über die „Rechte der Beschäftigten bei Arbeitskampfmaßnahmen“ und die Höhe des Streikgeldes.
„Sie wissen selber, daß man von dem Gehalt nicht leben kann,“ berichtet HBV-Sprecher Jörg Reinbrecht von den Tarifgesprächen. Dennoch hatten die Einzelhändler am Freitag lediglich 1,2 Prozent mehr Gehalt angeboten. Reinbrecht: „Das entspricht nicht einmal der Preissteigerungsrate.“
Schon heute gehören VerkäuferInnen zu den Niedriglohngruppen. So muß eine gelernte Verkäuferin, alleinerziehend und ein Kind, von 2200 Mark leben. Eine Berufsanfängerin bekommt brutto 2050 Mark, was einem Nettogehalt von etwa 1500 Mark entspricht.
Und damit nicht genug: In parallelen „Verbandsgesprächen“ über einen Entgelt-Tarifvertrag wollen die Unternehmer Lohnkürzungen von über 20 Prozent durch Änderung der Gehaltsstruktur durchsetzen. So sollen zum Beispiel KassiererInnen so eingruppiert werden, daß sie Einbußen von 600 Mark in Kauf nehmen müßten. Die Einzelhändler begründen ihr Sparprogramm mit den sinkenden Umsatzzahlen trotz längerer Ladenöffnungszeiten. Reinbrecht: „Wir richten uns daher auf eine harte Auseinandersetzung ein.“
Bereits am morgigen Dienstag werden diverse Hamburger Kaufhäuser wegen Betriebsversammlungen zum Tarifkonflikt später öffnen. Betroffen sind unter anderem das Alsterhaus, Horten, Kaufhof, mehrere Karstadt-Filialen und IKEA. kva
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