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Knappes Friedensvotum

■ Fünf Tage vor der Abstimmung wackelt die Mehrheit für das Nordirland-Abkommen

Dublin (taz) – Der Endspurt hat begonnen: In vier Tagen stimmt die Bevölkerung in beiden Teilen Irlands in getrennten Plebisziten über das Nordirland-Friedensabkommen ab. Gegner und Befürworter kämpfen um die Unentschlossenen. Die Loyalist Volunteer Force (LVF), die noch vorigen Monat zwei Katholiken umgebracht hat, erklärte am Freitag nachmittag einen Waffenstillstand. Ein maskierter und bewaffneter LVF-Mann sagte vor den Fernsehkameras, dieser Schritt solle für „das richtige Klima“ sorgen, um ein Nein im Volksentscheid zu fördern. Ob der Waffenstillstand wieder aufgehoben wird, sollte das Wahlergebnis nicht zur Zufriedenheit der LVF ausfallen, sagte der Sprecher nicht.

Auf dem G-8-Gipfel am Samstag in Birmingham legten sich die Regierungschefs der acht Wirtschaftsmächte für ein Ja ins Zeug. In einer Erklärung warben sie für das Abkommen. Der britische Premierminister Tony Blair, der Belfast am Donnerstag einen Blitzbesuch abgestattet hatte, sagte: „Wenn die Menschen dieses Abkommen unterstützen, dann unterstützen sie ein für alle mal ein Ende der Gewalt.“ US-Präsident Bill Clinton fügte hinzu, daß diejenigen, die wieder zur Waffe greifen sollten, „keine Freunde in Amerika haben“ werden.

Nach neuesten Umfragen der Irish Times ist die Sache in der Republik Irland klar: Lediglich fünf Prozent wollen gegen das Abkommen stimmen. In Nordirland wird es am Freitag dagegen eng. Nur noch 56 Prozent sind für das Karfreitagsabkommen. Vor allem im unionistischen Lager könnten die Neinsager eine Mehrheit haben, wenn die Umfrage zuverlässig ist: 45 Prozent sind dagegen, 20 Prozent noch unentschlossen. Der irische Außenminister David Andrews und der britische Staatssekretär für Nordirland, Paul Murphy, taten die Umfrage jedoch als nicht repräsentativ ab.

Seitdem ist allerdings auch Jeffrey Donaldson endgültig ins Nein- Lager abgewandert. Der 35jährige Westminster-Abgeordnete der Ulster Unionist Party gilt als Rivale des Unionistenchefs David Trimble und verfügt über erheblichen Einfluß. Bis zum Schluß hatte Blair in einer Reihe von Telefongesprächen versucht, Donaldson umzustimmen. Sollte das Abkommen angenommen werden, obwohl eine Mehrheit der Unionisten dagegen ist, würde das nichts Gutes für die Wahlen zum geplanten nordirischen Regionalparlament bedeuten: Die Gegner haben bereits angekündigt, möglichst viele ihrer Kandidaten durchzubringen, um die neuen Institutionen von innen zu sabotieren. Ralf Sotscheck

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