: Angriff auf Sozialstaat
■ DAK kritisiert Wahlgeschenke für Ärzte
Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) sieht in den Forderungen der Bundesärztekammer, die Selbstbeteiligung der Patienten zu erhöhen und die Mitversicherung Familienangehöriger abzuschaffen, einen Angriff auf den Sozialstaat. „Die Standesorganisation der Ärzteschaft verabschiedet sich von ihren ethischen Grundhaltungen und stellt zunehmend finanzielle Interessen in den Mittelpunkt ihrer Politik“, sagte der stellvertretende DAK-Vorsitzende Eckhard Schupeta gestern.
Gerade die Mitversicherung Angehöriger sei ein Grundprinzip des solidarischen Ausgleichs. Viele Familien könnten sich ansonsten einen umfassenden Krankenversicherungsschutz nicht mehr leisten. Die Forderung nach mehr Eigenbeteiligung der Patienten bedeute eine Abkehr von der sozialen Orientierung des deutschen Gesundheitswesens. „Wenn der Gesundheitsminister sich hinter diese Forderung stellt, kann das nur als Wahlgeschenk an die Ärzteschaft verstanden werden“, erklärte Schupeta.
Die Ankündigung von Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU), künftig auch Ärzten für bestimmte Behandlungsfelder die Kostenerstattung zu ermöglichen, lehnt die DAK ab. Die Erfahrungen nach Einführung der direkten Abrechnung zwischen Zahnarzt und Patient beim Zahnersatz hätten gezeigt, daß Patienten schutzlos mit überhöhten Honorarforderungen konfrontiert würden. Eine noch unveröffentlichte Untersuchung des Bundesgesundheitsministeriums zeige, daß 35 Prozent aller Abrechnungen überhöht seien. lno
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