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: Zwei Jahre auf Bewährung für „Bomben-Harry“

Bremen ist um einen Volkshelden ärmer. Harry Warrelmann, der ehemalige Sprengmeister der Bremer Polizei, wird vermutlich nie wieder eine Bombe entschärfen. Am Mittwoch hat das Landgericht den 58jährigen Polizeihauptkommissar wegen Verrats von Dienstgeheimnissen, Vorteilsnahme und Untreue zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt.

Das Gericht kam zu der Überzeugung, daß der Sprengmeister in den Jahren von 1991 bis 1993 fingierte Rechnungen der Firma Kampfmittelbeseitigung GmbH (BKB) als „sachlich richtig“ gezeichnet hatte. Neben Warrelmann saß der Geschäftsführer der BKB, Klaus S., auf der Anklagebank und wurde wegen schweren Betrugs in 93 Fällen zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Angeblich, weil die städtischen Bombenentschärfer alle Hände voll zu tun hatten, wurde sein Unternehmen seinerzeit mit der Beseitigung von Sprengkörpern in Bremen betraut. Nach Überzeugung des Gerichts kassierte Klaus S. allerdings für Bombenentschärfungen, obwohl sich gar keine Sprengkörper in der Erde befanden. Er berechnete Arbeitsstunden für Mitarbeiter, die nachweislich im Urlaub oder krank waren, und verbuddelte Blindgänger, um sie hinterher „zu entschärfen“.

Warrelmann habe seine Kollegen „bewußt“ nicht zur Überwachung der Firma BKB herangezogen und habe damit „die Kontrolle“ des privaten Räumdienstes „faktisch verhindert“, so das Gericht in seiner Urteilsbegründung. Außerdem verriet Warrelmann Klaus S. offenbar die Angebote von Konkurrenzfirmen, so daß S. bei der Stadt das günstigste Angebot abgeben konnte, um den Auftrag zu bekommen.

24 Tankrechnungen ließ sich Warrelmann von Klaus S. bezahlen. Darüber hinaus gewährte S. Warrelmann ein zinsloses Darlehen von 6.000 Mark für seine Scheidung. Das Gericht bezifferte den Schaden für die Stadtkasse auf rund zwei Millionen Mark.

Warrelmanns Motive blieben im Dunkeln. „Darauf haben wir keine Antwort gefunden“, sagte der Vorsitzende Richter. Warrelmann hat vor Gericht stets seine Unschuld beteuert. Er habe die Rechnungen „sachlich richtig“ gezeichnet, weil sich niemand in der Behörde zuständig gefühlt habe und die Firmen nicht unnötig lange auf ihr Geld warten sollten.

Warrelmann hatte sich vom kleinen Streifenpolizisten zum Sprengmeister hochgearbeitet. Über 1.000 Bomben, Granaten und andere Sprengkörper entschärfte er in den Jahren zwischen 1978 und 1993 in Bremen und Umgebung. Darunter eine fünf Zentner-Bombe beim Diakonischen Krankenhaus und eine Zehn-Zentner-Bombe in der Nähe des Arbeitsamtes.

Seine Arbeit trug dem Publikumsliebling, der mit seinen Bomben gern vor den Kameras posierte, das Bundesverdienstkreuz und den Spitznamen „Bomben-Harry“ ein. Wenn das Urteil rechtskräftig wird, wird Warrelmann aus dem Dienst entlassen und verliert seine Pensionsansprüche. kes