piwik no script img

Hinterm Tellerand

■ Ethnographische Filme und ihre MacherInnen im Museum für Völkerkunde

Das Museum für Völkerkunde hat kurzfristig für heute einen „Tag des Ethnographischen Films“ ins Programm genommen. Im Anschluß an das international renommierte, soeben beendete viertägige ethnographische Filmfestival in Göttingen hat Dr. Gerd Becker, Dozent am Institut für Ethnologie der Uni Hamburg, sechs Filme aus China, Ecuador, Kanada, Marokko, Togo und den USA nach Hamburg eingeladen. Die Filme – bei denen es sich genau genommen nicht um ethnographische, sondern indigene Filme handelt, da sie nicht einen Blick von außen auf fremde Kulturen werfen, sondern den filmischen Blick uns fremder Kulturen zeigen – werden von den FilmemacherInnen persönlich vorgestellt.

Middle Atlas Modestry (10 Uhr) ist ein Film marokkanischer Studenten, der einen Tag im Leben einer einfachen Familie beschreibt – weniger dokumentarisch als in den Traumbildern des Vaters. Eine Frau hingegen steht im Zentrum von Mamissi Kokoé (11 Uhr): Die Voudou-Priesterin in Togo erklärt, warum es den stärksten Voudou in Europa gibt. Die Kräfte, die uns umgeben, werden hier in andere Begrifflichkeiten gebracht, so daß, was wir Mercedes Benz nennen, sein Gesicht als Eisengott offenbart. Fading Reindeer Bell (12 Uhr) ist ein Drama um die Entfremdung von den eigenen Wurzeln, metaphorisch erzählt anhand der Geschichte einer jungen Ewenkin, die in einer großen chinesischen Stadt ihr Glück sucht und nicht findet. Statt Glück einen Golfplatz fanden die kanadischen Mohawk-Indianer – Spudwrench. Kahnawake Man (16 Uhr) erzählt von ihrem Kampf dagegen. Ebenfalls entlarvend ist Christopher Walkers Trinkets & Beads (18 Uhr), der Ölkonzerne am Amazonas ziemlich schwarz aussehen läßt. Für 12 Mark gibt es im Museum für Völkerkunde eine Tageskarte – hingehen sollte jeder, so Gerd Becker, der über den europäischen Tellerrand gucken möchte. Dort ist die Erde weniger flach als behauptet . ck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen