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■ Welt Weit GrönlingDie T-röhnung, deutsches Java?

In den Verwirrspielchen der EDV- und Internet-Branche geht es, wie überall, immer nur um Macht, Marktanteile – und damit um Geld. Ein schönes Beispiel sind die Auseinandersetzungen um Microsoft. Ganz egal, wie das ausgeht – am Ende wird Bill Gates der Gewinner sein. Lassen Sie uns also einen Blick auf die Nebenschauplätze des Browserkrieges werfen und beobachten, wie sich andere abmühen, wenigstens ein klitzekleines Krümelchen abzubekommen.

Erinnern Sie sich an Java? Das ist eine Programmiersprache, die bei Sun Microsystems ersonnen wurde. Sie sollte auf allen Rechnern laufen und war ideal für das Internet. Ihre Entwickler gaben ihr den Namen ihres Lieblingsgetränks, des Kaffees mit der doppelten Portion Koffein. Java sollte das Web revolutionieren. Allzuviel ist davon nicht mehr zu sehen. Statt dessen werden andere Möglichkeiten ausgelotet: Rechner mit Java-Betriebssystem und Dinge, die mit dem Netz nichts zu tun haben. Schließlich kann Java auch Kaffeemaschinen steuern und Cruise-Missiles ins Ziel lenken. Einen großen Teil seiner Energie verwendet Sun jedoch auf die Wahrung der Namensrechte. Homepage-Bastler werden abgemahnt, wenn das Logo mit der dampfenden Kaffeetasse ihre Webseite ziert.

Auch Microsoft darf den Namen nicht mehr verwenden, aber daran sind sie selbst schuld. Und sicher wird Sun auch bald bei der neuen indonesischen Regierung vorstellig werden, um einen adäquaten Millionenbetrag für die Lizenzrechte am Namen der Insel Java zu fordern.

Vielleicht hat sich die Deutschen Telekom AG deshalb etwas ganz Eigenes ausgedacht. Sie kooperiert mit dem Suchard- Konzern. Ist das die deutsche Antwort auf Java? Hat die Kaffeemarke „Jacobs Krönung“ das Zeug dazu? Oder bevorzugen deutsche Programmierer eher die südlichen Marken wie Lavazza oder Segafredo? Immerhin werden die auf den Getränkekarten südspanischer Bars schlicht als „Infusione“ bezeichnet – nicht zuletzt deshalb, weil jede Tasse mindestens das Vierfache an Koffein hat.

Aber geben wir dem deutschen Verwöhnaroma eine Chance. Um das zu testen, veranstaltet die Telekom derzeit ein Preisausschreiben. „Der Verwöhn-Tarif Holiday Plus“ ist die Lösung, und man kann zehn T-röhnung-gesteuerte drahtlose Telefonanlagen gewinnen. Die erste Inkompatibilität gibt es auch schon: Wer die ausgefüllte Karte im T-Punkt-Laden in den Kasten werfen will, wird feststellen, daß der Schlitz zu schmal ist. Dieter Grönling

dieter@taz.de

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