Wilhelm Pieck soll Helmut Kohl retten

CDU-Generalsekretär Peter Hintze hat in seiner Asservatenkammer gesucht und ein Plakatmotiv entdeckt. Der historische Händedruck zwischen Wilhelm Pieck (KPD) und Otto Grotewohl (SPD) soll die rote Flut stoppen  ■ Aus Bonn Bettina Gaus

Die PDS wird sich freuen. Deren Wahlstrategen hätten sich wohl in ihren kühnsten Träumen nicht erhofft, daß die CDU für sie nun bundesweit auf Straßen und in Schaukästen Plakate in jeder beliebigen Größe aufhängen will. Genau diese Absicht aber hat gestern CDU-Generalsekretär Peter Hintze in Bonn angekündigt.

„Herr Kiefer wird das Plakat für Sie enthüllen“, versprach er. Zunächst mußte der Pressesprecher im Konrad-Adenauer-Haus zwar ein wenig ruckeln und zerren. Dann aber fiel das blaue Tuch, das den jüngsten Einfall der Planer des „Richtungswahlkampfs“ bis dahin gnädig verdeckt hatte.

Was zum Vorschein kam, ließ Journalisten und Journalistinnen einander zunächst verblüfft anstarren. Auf rotem Grund ist deutlich lesbar der Slogan der SPD zu lesen: „Wir sind bereit.“ Im Zentrum des Plakats ein stilisierter Händedruck, der an den im SED-Parteiabzeichen enthaltenen symbolischen Händedruck zwischen Wilhelm Pieck (KPD) und Otto Grotewohl (SPD) erinnern soll. Darüber „SPD“, darunter „PDS“. Und ganz unten auf dem Plakat, dort, wo bei Zigarettenwerbung die Gesundheitswarnung steht: „Aufpassen, Deutschland“ – „CDU“. „Auf die roten Socken folgen die roten Hände“, erläuterte Hintze. Ja, die Kampagne sei mit den Landesverbänden der CDU in den neuen Bundesländern abgesprochen. Der Generalsekretär sieht bei der SPD einen „Ruck nach links“. Kanzlerkandidat Gerhard Schröder werde sich, falls für eine rechnerische Mehrheit notwendig, ganz bestimmt im Bundestag auch auf die Stimmen der PDS stützen. Die Union werde die Bürger im Wahlkampf immer wieder fragen, ob sie eine solche Zusammenarbeit auf Bundesebene wollten, und ihnen sagen: „Wenn Sie sie abwehren wollen, müssen Sie CDU wählen.“

„Der Händedruck von Höppner und Sitte (PDS-Fraktionsvorsitzende in Sachsen-Anhalt, die Red.) bezeichnet Schröders neue Mitte“, reimte der CDU-Generalsekretär gleich mehrfach. Da lächelte er dann auch jedesmal, während beim Thema Sachsen-Anhalt sich sonst tiefer Ernst auf seinen Zügen malte. „Der gestrige Tag war ein trauriger Tag in der Geschichte der Demokratie“, erklärte Hintze mit Blick auf die Wahl von Reinhard Höppner zum Ministerpräsidenten. Die SPD breche „mit ihrer eigenen Geschichte“, indem sie mit der PDS zusammenarbeite. „Die PDS ist das Konzentrat der alten SED.“ Die Sozialdemokraten lassen die Opfer im Stich, die „den Gemeinheiten des Staatsapparats der DDR ausgeliefert waren“.

Ungewöhnlich wortkarg gab sich der sonst so beredte CDU-Generalsekretär übrigens bei allen Fragen nach dem neuen Wahlkampfberater der Union, Hans- Hermann Tiedje: „Zu einzelnen Mitarbeitern im Adenauer-Haus haben wir auf Pressekonferenzen noch nie Mitteilungen gemacht, und das werde ich auch in Zukunft nicht anders halten.“ Warum er denn dem Bundeskanzler die Berufung Tiedjes empfohlen habe, fragte ein Journalist süffisant. „Sie können jetzt wie ein kleiner Hamster im Tunnel von verschiedenen Seiten zu der Frage hinbuddeln. Es gilt, was ich eben dazu gesagt habe.“