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Großmarkt soll einer Autobahn weichen

■ Die bevorzugte „Variante E“ der Trasse für die Autobahn 281 führt quer über das ehemalige Großmarkt-Gelände / Kommt bald die „Stelzen“-Autobahn durch die Neustadt?

In der vergangenen Woche haben die Wirtschafts-Deputierten ganz nebenbei den Weg dafür freigemacht, daß quer über das Großmarkt-Gelände am Flughafen, das die Stadt für insgesamt 64 Millionen Mark kaufen will (entspricht 582 Mark Erschließungskosten pro Quadratmeter) die Bundesautobahn A 281 gebaut werden kann. Bei der Straßenführung für die A 281 „wird die Variante E derzeit bevorzugt“, steht in dem Bericht des Wirtschaftssenators, den die Parlamentarier zustimmend zur Kenntnis genommen haben – und die „Variante E“ führt, wie die Skizze zeigt, von der Neustädter Richard Dunkel-Straße am Rande des BSAG-Depotgeländes über die Georg-Wulff-Straße hinweg genau dort, wo derzeit die Bäko-Bäcker ihr Lager haben und Brinkmann seinen Hifi-Reparaturservice. Weiter geht es mitten durch das derzeitige Großmarkt-Gelände. Auf dem skizzierten Autobahn-Plan sind bisher noch keine Kleeblatt-Abfahrten eingezeichnet; falls die hinzukommen sollten, was sinnvoll wäre, dürfte mehr als ein Drittel vom teuer erworbenen Großmarkt-Gelände für den Autobahn-Bau draufgehen.

In der Öffentlichkeit waren bisher die ca. 200 Millionen Mark für den Umzug des Großmarktes damit gerechtfertigt worden, der attraktive neue Büro-Standort „Airport City“ solle auch auf die elf Hektar des derzeitigen Großmarktes erweitert werden. Die A 281 sollte über den derzeitigen Flughafendamm/ Neuenlander Ring geführt werden. Das Problem dabei: Da die A 281 als Bundesautobahn geplant wird, damit die Kosten im Bundeshaushalt zu Buche schlagen und nicht im bremischen Landeshaushalt, würde die Trasse das Airport-Gewerbegebiet zerschneiden. Um dies zu vermeiden, soll nun die Autobahn-Trasse in leichtem Bogen von der Richard-Dunkel-Straße über den Brinkmann-Service und quer über das Großmarkt-Gelände geführt werden.

Der Flughafendamm und der Neuenlander Ring müssen natürlich zusätzlich als Straßen erhalten bleiben – eine Autobahn ist für den kleinräumlichen innerstädtischen Verkehr kaum zu nutzen. Völlig ungeklärt ist bisher noch, wie das Autobahn-Teilstück über den Flughafendamm vor dem BSAG-Depot hinübergeführt werden soll – vermutlich über Stelzen. Auch am anderen Ende wären die örtlichen Verkehrswege abgeschnitten, wenn die Neuenlander Straße von der Einmündung Neuenlander Ring an Metro vorbei, an Toys vorbei bis zur Kattenturmer Heerstraße zur blau markierten Autobahn erklärt würde, auch da dürfte eine „Stelzen“-Lösung naheliegen.

582 Mark pro Quaratmeter wird vom Wirtschaftsressort als Grundstücks- und Erschließungspreis für die neue Autobahn-Fläche des Großmarktes genannt. Denn allein die Bankdarlehen der Großmarkt-GmbH für das alte Gelände, die die Stadt übernehmen und ablösen muß, belaufen sich auf 21 Millionen Mark. Mit 7,5 Millionen Mark sollen Einbauten der Großmarkt-Pächter abgegolten werden, 35 Millionen rechnet die Stadt für Abbruch und Bodensanierungs-Arbeiten.

Aber diese 64 Millionen Mark für das alte Großmarktgrundstück, die auf den Quadratmeter umgerechnet 582 Mark ergeben, sind nicht alles. Denn am neuen Standort soll die Großmarkt-GmbH für die zukünftigen Flächen auf dem Überseehafen, der für ca. 500 Mark pro Quadratmeter zugeschüttet wird, ganze 30 Mark pro Quadratmeter zahlen. Zusätzlich bekommt die Großmarkt-GmbH für ihre Neubauten einen „verlorenen Zuschuß in Höhe von 12,6 Millionen Mark“ und ein unverzinsliches Darlehen, 30 Jahre tilgungsfrei, in Höhe von 24,7 Millionen Mark. Nur durch diese weitreichende Subvention kann sichergestellt werden, daß die Mieten für die Großmarkt-Pächter an dem neuen Standort nicht so drastisch steigen, daß die Händler lieber ins Umland ausweichen als in Bremen umzuziehen.

Finanziert wird die Operation „Großmarkt-Umzug“, die den Autobahnbau ermöglichen soll, aus dem „Investitionssonderprogramm“ (ISP) zur Sanierung der bremischen Staatsfinanzen.

K.W.

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