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Protestanten provozieren

■ Oranier weichen von ihrer Route ab und ziehen durch ein republikanisches Viertel

Dublin (taz) – Da hat die „Royal Ulster Constabulary“ (RUC), Nordirlands Polizei, aber Pech gehabt: Während RUC-Chef Ronnie Flanagan von „sorgfältig geplanten Gewaltakten“ der Bewohner der katholischen Garvaghy Road in Portadown sprach, hatte eine zufällig anwesende US- Journalistin einen ganz anderen Eindruck von der fünfstündigen Straßenschlacht am Samstag, anläßlich einer Parade der protestantischen Oranier-Junioren.

Eigentlich sollte die Parade an der Garvaghy Road vorbeiführen, doch die Oranier, flankiert von Polizei in Kampfausrüstung, bogen in die katholische Straße ein und rissen irische Fahnen und andere nationalistische Embleme herunter, berichtete die Journalistin, die später vorübergehend festgenommen wurde. Kinder und Jugendliche, die auf der Straße waren, attackierten die Parade mit Steinen, woraufhin die Polizei Plastikgeschosse einsetzte. Bei der Schlacht gab es zahlreiche Verletzte auf beiden Seiten.

Der Marsch am Samstag, einer von mehr als 3.000 protestantischen Paraden im Jahr, war offenbar die Generalprobe für die große Oranier-Parade am 6. Juli durch die Garvaghy Road, bei der es in den vergangenen drei Jahren zu schweren Zusammenstößen gekommen war. Die Marschgenehmigung ist noch nicht erteilt, es komme darauf an, wer „den größeren Mob auf die Beine“ bringe, sagte Flanagan.

Der RUC-Chef bestätigte Meldungen, wonach drei IRA-Splittergruppen über einen Zusammenschluß verhandeln. Die „Irische Nationale Befreiungsarmee“ (INLA), die „Continuity IRA“ und die „Real IRA“ sollen am Tag nach den Volksentscheiden über das Friedensabkommen den Austausch von Waffen und Sprengstoff sowie eine enge Kooperation vereinbart haben. Ihr Waffenarsenal sei aufgrund zahlreicher IRA- Dissidenten beträchtlich und stelle eine erhebliche Gefahr für den Friedensprozeß dar, sagte Flanagan. Ralf Sotscheck

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