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Der rechte Schreibtisch

■ Lübecker Rechtsextremer setzt sich zum zweiten Mal gegen Kündigung durch

Dieter Kern hat ein dickes Fell. Der Vorsitzende der Wählergemeinschaft „Bündnis Rechts für Lübeck“ kämpft hartnäckig darum, als bekennender Rechtsextremer seinen etablierten Platz in der Gesellschaft behalten zu dürfen. Mit Erfolg: Zum zweiten Mal gab das Lübecker Arbeitsgericht einer Klage gegen seine Kündigung statt. Gestern nahm Kern wieder an seinem Schreibtisch in der Lübecker Umweltbehörde Platz.

Er arbeitet als Umwelttechniker im Bereich „Kleinkläranlagen“ der „Unteren Wasserbehörde“. Im August 1997 kündigte ihm die Stadt wegen seiner politischen Umtriebe fristlos. Im Januar 1998 jedoch sprach das Arbeitsgericht die Verpflichtung aus, ihn umgehend wieder einzustellen. Darauf schob die Stadt eine ordentliche Kündigung nach. Begründet wurde sie unter anderem damit, daß Kern für ein Wahlkampfflugblatt verantwortlich zeichnete, auf dem gefordert wurde: „Bürgermeister Bouteiller muß weg“ – und so gegen seinen Dienstherrn agierte.

Doch auch diese Kündigung hatte vor Gericht keinen Bestand. Die Verfassungsfeindlichkeit des „Bündnis Rechts“ sei nicht erwiesen, begründete das Gericht. Der Sprecher der Stadt, Matthias Erz, kündigte gestern an, weitere Schritte zu prüfen. „Wir dulden keine Neonazis in unseren Reihen“.

Auch der örtliche Sportverein „ATSV Stockelsdorf“ muß bald mit Kern vor Gericht streiten. Der Rechte koordinierte in dem Club die Arbeit der Jugendwarte. Zudem leitete er die Abteilung Tischtennis und unterrichtete den Nachwuchs. „Er hat sich auch politisch geäußert“, sagt der Vereinsvorsitzende Jürgen Fischer. „Er hat behauptet, es habe den Holocaust nicht gegeben.“ Besorgte Eltern und Sponsoren hätten gebeten, Kern aus seinen Ämtern zu nehmen. Auf einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung der Tischtennisabteilung wurde er Ende April als Abteilungsleiter abgewählt. Dagegen kündigte Kerns Rechtsanwalt nun ebenfalls rechtliche Schritte an.

Nadia Berr

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