■ Kommentar: Das Wort gilt
Es läuft wohl nichts in der Stadt ohne einen fahlen Nachgeschmack. Da hatten sich Kultursenator Peter Radunski und sein Adlatus Staatssekretär von Pufendorf erst des „Störenfrieds“ im Jüdischen Museum, Amnon Barzel, entledigt. Dann holten sie Michael Blumenthal als Big Boss an das umstrittene Haus. Und als zwischen dem neuen Direktor und der Kulturverwaltung vor zwei Monaten gar die vollständige strukturelle und inhaltliche Autonomie verabredet wurde, schien alles gut. Das Wort galt.
Doch die sicher geglaubte Unabhängigkeit des Museums hängt erneut am seidenen Faden. Statt seine Zusagen schnellstmöglich festzuklopfen, zögert der Kultursenator das notwendige Rechtsmodell unnötig hinaus und gefährdet die rechtzeitige Eröffnung und Konzeption des Libeskind-Baus. Erst recht wenig Fingerspitzengefühl beweist Radunski, wenn er in einem Bericht die versprochene Autonomie teilweise skalpiert. Gerade an dem wichtigsten Knackpunkt der Sache – bei den Finanzen – soll nachgekartet werden.
Darüber hinaus macht es wenig Sinn, bei Fragen der Investitionen, der Ausstellungsfläche oder der Akquirierung von Sponsoren- und Fördergeldern gerade der Stiftung Stadtmuseum das letzte Wort und die Aufsicht zu überlassen. Ist diese doch die eigentliche Bremserin des Jüdischen Museums und von dessen Wunsch nach Autonomie.
Peter Radunski hat die Chance, den Fauxpas zu reparieren. Tut er es nicht, wird der Schaden schwer zu beheben sein. Blumenthal hat angekündigt, den Bettel hinzuwerfen, falls die Autonomie des Museums nicht garantiert wird. Was dann aus dem Museum und seiner nationalen und internationalen Bedeutung würde, läßt sich leicht ausrechnen: Der Wind wehte wieder anders herum. Alte Suppentöpfe würden aufgemacht, und man würde das Gefühl nicht los, daß die vertrieben geglaubten Geister – in Person von Stadtmuseums-Direktor Reiner Güntzer – sich wieder ans Werk machten. Rolf Lautenschläger
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