: Grenzen überschritten
■ Atomtransporte: 34 verstrahlte Behälter in Schleswig-Holsteins Reaktoren
Beim Eintreffen in den schleswig-holsteinischen Atomkraftwerken Brokdorf, Brunsbüttel und Krümmel wurden an leeren Atommüll-Behältern von 34 Transporten die Grenzwerte für Kontaminationen überschritten. Der Höchstwert habe mit 829 Becquerel je Quadratzentimeter über dem Zweihundertfachen des Grenzwertes gelegen, gab Energieminister Claus Möller (SPD) gestern vor dem Landtag bekannt. Die meisten Überschreitungen habe es zwischen 1983 und 1989 gegeben. Die Ausgangsmessungen aller 154 Transporte aus den drei Kraftwerken hätten dagegen keine Grenzwertüberschreitungen ergeben.
„Von allen diesen Kontaminationen haben die Betreiber (HEW und PreussenElektra) gewußt, da sie die Eingangsmessungen ja selber durchgeführt haben“, erklärte Möller. Es gebe nur eine Lösung: den „schnellstmöglichen Ausstieg“ aus der Atomenergie. Bis dahin müßten Zahl und Entfernung der Transporte minimiert und die Wiederaufbereitung im Ausland gesetzlich verboten werden. Bis zur Klärung der Ursachen für die Kontamination von Behältern dürfe es keine Transporte geben.
Die aktuelle Debatte liefere neue Ausstiegsargumente, meinte auch die Kieler SPD-Fraktionschefin Ute Erdsiek-Rave. Ohne Transporte gebe es keine Lagerung, ohne Lagerung kein Entsorgungsnachweis, ohne Entsorgungsnachweis dürfe es keinen Bestand für die Betriebsgenehmigungen geben, so ihre Argumentationskette.
Karl-Martin Hentschel von den Grünen attackierte CDU und FDP: „Sie haben die Menschen dieser Republik zur Geisel der Atomindustrie gemacht.“ Der Ausstieg tue not, die „Verharmloser“ müßten abgelöst werden. „Das Vorschußvertrauen, das der Atomwirtschaft entgegengebracht worden ist, hat keine Grundlage“, sagte SSW-Fraktionschefin Anke Spoorendonk. dpa
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen