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Guinea-Bissau: Militärintervention verhindert Putsch

■ Truppen aus Senegal und Guinea retten Regierung von Präsident Vieira vor Armeemeuterei

Berlin (taz) – Das westafrikanische Guinea-Bissau hat zwar kaum mehr als eine Million Einwohner. Aber der Konflikt zwischen verschiedenen Fraktionen der Regierungsarmee, der das kleine Land seit dem Wochenende erschüttert, betrifft die gesamte Region. Die Nachbarländer Guinea und Senegal haben eine Militärintervention begonnen, um einen Soldatenaufstand unter Führung des ehemaligen Armeestabschefs Ansumane Mané gegen Präsident Nino Vieira zu beenden. Senegal hat 250 Soldaten geschickt, Guinea 400. Dazu sollen guineische Kriegsschiffe den Hafen von Bissau ansteuern.

Die Rebellion war am Samstag ausgebrochen, wenige Stunden nachdem die Regierung Stabschef Mané gefeuert hatte. Der Grund: Mané soll zusammen mit anderen Militärs Waffen an Rebellen im benachbarten Senegal geschmuggelt haben. Im Süden Senegals, der sogenannten Casamance, kämpfen Guerillagruppen seit Jahren für die Unabhängigkeit und haben traditionell Rückzugsgebiete in Guinea-Bissau. Am 2. Februar dieses Jahres wurde Guinea-Bissaus Stabschef Mané unter der Beschuldigung des Waffenschmuggels an die Casamance-Rebellen suspendiert, weitere vierzehn Militärs wurden festgenommen. Mané konterte mit dem Vorwurf, die Regierung sei selber in den Waffenschmuggel verwickelt. Daraufhin wurde eine parlamentarische Untersuchungskommission eingesetzt. Sie soll ihren Bericht während der laufenden Sitzungsperiode des Parlaments vorlegen, die am 3. Juni begann.

Als die Regierung dem Ergebnis der Untersuchung am 6. Juni mit Manés Entlassung zuvorkam, sammelte dieser befreundete Armeeteile in zwei Kasernen der Hauptstadt um sich. Offenbar wollte Mané gegen Präsident Vieira putschen, während dieser in Burkina Faso zum laufenden Gipfel der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) weilte. Aber Vieira sagte seine Reise ab, und es begannen Kämpfe.

Am Dienstag verkündeten die Meuterer, sie kontrollierten die gesamte Stadt außer der Präsidentschaft, des Verteidigungsministerium und der Marine. Mané rief die Regierungstruppen auf, sich zu ergeben, und kündigte seine Machtergreifung als Kopf einer Militärjunta an. Gleichzeitig hatte aber Präsident Vieira die Nachbarstaaten zu Hilfe gerufen.

Nach den schweren Kämpfen der letzten Tage herrschte gestern in Bissau relative Ruhe, und Verhandlungen haben begonnen. Die Truppenentsendung aus Senegal und Guinea ist ein Beweis dafür, daß westafrikanische Länder ähnlich wie im vergangenen Jahr beim internationalen Eingreifen gegen Militärputschisten in Sierra Leone nicht gewillt sind, gewaltsame Umstürze in ihrer Region zu tolerieren. Aber sie zeigt auch, daß immer mehr Regierungen Westafrikas sich kaum noch ohne militärische Hilfe der Regionalmächte halten können. Dominic Johnson

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