Betr.: Peter-Paul Zahl

Seit zwölf Jahren lebt der deutsche Dichter und Romancier Peter-Paul Zahl in Long Bay, einem der schönsten Strände Jamaikas, in der Nähe von Port Antonio. Zahl, seit den 60er Jahren antiautoritärer Umtreiber, wurde 1972 wegen einer Schießerei verhaftet. 1974 wurde er wegen „gefährlicher Körperverletzung und schwerem Widerstand“ zu vier Jahren, 1976 nach Revision der Staatsanwaltschaft in derselben Sache wegen „doppelten Mordversuchs“ zu 15 Jahren verurteilt. Die Begründung damals: „weil Zahl ein Gegner des Staates ist und zur allgemeinen Abschreckung“. Ein politisches Urteil, das nicht nur die Linke empörte. Zehn Jahre saß Zahl im Knast und schrieb dabei einige schöne Bücher.

Nach längeren Aufenthalten in Grenada, auf den Seychellen und in Nicaragua ließ er sich in Jamaika nieder. Er baute ein Haus, zeugte Kinder und erfand 1991 einen schwarzen Privatdetektiv namens Ruffneck, der seitdem Held seiner in Jamaika angesiedelten Serie von Kriminalromanen ist. Die Romane – vier sind bereits erschienen – gehören, auch wenn die englische Übersetzung noch in Arbeit ist, sicherlich zur wichtigsten jamaikanischen Gegenwartsliteratur und sind nebenbei eine vorzügliche länderkundliche Einführung in die Insel.

PPZ ist heute eine der interessantesten Adressen in Jamaika. Man kann sich bei ihm in einem kleinen Guesthouse einmieten, das Abendessen mit dem sprudelnden Dichter und seiner reizenden Familie ist eingeschlossen. Kontaktadresse ist die schwimmende Kneipe „Huntress Marina“ in Port Antonio, wo Zahl jeden Freitagmittag vorbeischaut.

Aber auch Neckermänner können in den Genuß von PPZ kommen: Jeden Montag ist er in einem Hotel in Dragon Bay Storyteller und liest aus seinen Büchern. Mit Gewinn für beide Seiten. Der taz – für die er gelegentlich auch schreibt – hat Zahl Einblicke in seine karibische „Resozialisierung“ gegeben. Thomas Pampuch