: Raubbau-Tropenholz bei Tchibo?
Kaffeekonzern versichert, sein Tropenholz aus Indonesien sei vom Weltforstrat (FSC) zertifiziert. Der jedoch widerspricht: Aus Indonesien gebe es kein FSC-Holz ■ Aus Münster Werner Paczian
Der Hamburger Kaffeeriese Tchibo hat offenbar bundesweit VerbraucherInnen getäuscht – ob bewußt oder aus Leichtgläubigkeit, ist noch unklar. In einer Aktion nach Ostern hatte der Konzern Möbel aus Teakholz verkauft, das von der indonesischen Insel Java stammen soll. Auf einem Etikett versicherte Tchibo umweltbewußten KundInnen, „das üppige Fortbestehen“ der Teak-Plantagen auf Java bleibe „durch staatliche Kontrollen gesichert“. Dies garantierten Öko-Zertifikate für Tropenholz des Forest Stewardship Council (FSC). Jedenfalls behauptet das Tchibo in zwei Briefen an die Umweltschützer von Robin Wood, die der taz vorliegen.
„Wir sind uns bewußt, daß beim Einkauf von Teakholz-Möbeln sehr genau auf die Herkunft des Holzes geachtet werden muß“, schreibt Tchibo-Pressesprecherin Christiane Schulz. „Daß das Holz unserer Möbel auf Plantagen der Insel Java geschlagen wurde, belegen die uns vorliegenen FSC-Zerifikate.“
Das Problem ist nur: Der FSC hat nach eigenen Angaben in Indonesien bisher überhaupt keine Wälder zertifiziert. „Zur Zeit gibt es keine vom FSC begutachteten Wälder in Indonsien“, bestätigte der Weltforstrat dem Bremer Umweltverband schriftlich. Folglich, so Robin Wood, habe Tchibo „ganz offensichtlich die Unwahrheit“ gesagt. Die Glaubwürdigkeit des FSC-Siegels werde „durch eine solche ziemlich unverfrorene Kundentäuschung untergraben.“
Vielleicht ist Tchibo auch selbst einer Fälschung aufgesessen. Auf Nachfrage der taz legte der Konzern gestern ein FSC-Zertifikat für indonesisches Holz vor. Bisher hatten sich die Kaffeeröster strikt geweigert, Robin Wood die fragwürdigen FSC-Siegel vorzulegen. Durch die Nachfragen verunsichert, erklärte gestern Tchibo- Sprecherin Christiane Schulz gegenüber der taz, jetzt die Echtheit der Zertifikate von den Holzlieferanten prüfen zu wollen.
Der FSC, ein „Weltforstrat“, dem Umwelt-, Menschenrechtsgruppen, Holzgewerkschaften und Industriebetriebe angehören, zertifiziert weltweit Holzkonzessionen, wenn diese ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig bewirtschaftet werden.
Nicht nur wegen der mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit gefälschten Zertifikate ist das Hamburger Unternehmen arg in der Defensive. Womöglich kommt das von Tchibo verkaufte Holz gar nicht aus indonesischen Plantagen. Eine von Robin Wood 1997 durchgeführte Untersuchung bei verschiedenen deutschen Händlern kommt zu dem Schluß: „Kein Händler konnte seriös nachweisen, daß seine Waren nicht aus geplünderten Regenwäldern stammen.“ Hochwertige Teakmöbel auf dem deutschen Markt seien „aus Burma oder Afrika – Regenwaldzerstörung garantiert“.
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