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Tchibo gibt am Ende kleinlaut bei

Kaffeekonzern räumt ein, Tropenholz-Ökosiegel von Gartenmöbeln seien nicht autorisiert, und will 1999 keine weiteren Möbel aus Teakholz mehr verkaufen  ■ Aus Münster Werner Paczian

Der Hamburger Kaffeekonzern Tchibo hat gestern gegenüber der taz eingestanden, daß die Gartenmöbel, die er im April bundesweit verkauft hat, nicht aus vom Weltforstrat zertifiziertem Teakholz sein können. Das als Zertifikat des international anerkannten „Forest Stewardship Council“ (FSC) verkaufte Ökosiegel auf Tchibos Klappstühlen und Tischen, das der taz vorliegt, ist eine Fälschung (taz vom 17.6. 98). Das bestätigte gestern Heiko Liedeker, Referatsleiter Forstwirtschaft bei der Umweltorganisation WWF.

Tchibo-Sprecherin Christiane Schulz räumte ein, der Kaffekonzern müsse jetzt davon ausgehen, „daß die Bezeichnung FSC durch die (indonesische) Forstbehörde möglicherweise ohne Autorisierung des FSC, Sitz in Mexiko, erfolgte“. Schulz kündigte außerdem an, „auf den Verkauf weiterer Teak-Hölzer 1999 zu verzichten“.

Bereits im Sommer 1997 hatte einer der zentralen Einkaufsleiter von Tchibo beim WWF in Frankfurt angefragt, welche Zertifizierungsmöglichkeiten für Tropenholz bestehen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte der Kaffeekonzern die Teak-Ware allerdings schon geordert. Man habe die fertigen Gartenmöbel von „einem namhaften deutschen Importeur“ bezogen, dessen Name nicht genannt werden könne“, sagt Tchibo-Sprecher Joachim Klähn.

Der WWF schickte Tchibo die Zertifizierungsbestimmungen des FSC und bot gleichzeitig an, weitere Fragen zu beantworten. Heiko Liedeker: „Das Unternehmen hat unser Schreiben nicht beantwortet und auch das Angebot für eine Unterstützung nicht aufgegriffen.“ Das werde „im nachherein von Tchibo sehr bedauert“, erklärte Christiane Schulz gestern.

Statt dessen hatte sich Tchibo ein „Ökozertifikat“ vom staatlichen indonesischen Forstkonzern Perum Perhutani mit Datum vom 27. Januar 1998 besorgt. Versehen mit dem WWF-Infomaterial, hätte ein Tchibo-Blick auf das Papier genügt, um es als Fälschung zu entlarven. Original-Zertifikate des in Mexiko sitzenden Weltforstrates FSC müssen eine „Certification Registration Code Number“ tragen. Auf dem Tchibo-Dokument fehlt diese.

Doch nicht nur das: Perum Perhutani darf als staatlicher Betrieb keine Ökosiegel im Auftrag des FSC ausstellen und ist dort auch gar nicht als Zertifizierer akkreditiert. Tchibo-Sprecherin Schulz räumt ein, dem Kaffeekonzern hätte „unter diesen Umständen bekannt sein müssen“, daß das indonesische FSC-Siegel nicht echt ist. Zusätzlich war Tchibo vom WWF darüber informiert worden, daß bereits gekauftes Tropenholz vom FSC Mexiko nicht nachträglich zertifiziert werden kann.

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