: Der neue Kalte Krieg
■ Die Kluft zwischen Rußland und Nato im Kosovo-Konflikt vergrößert sich
Moskau/Pristina (AP) Falls die Nato ohne UN-Mandat im Kosovo-Konflikt intervenieren sollte, drohe ein neuer Kalter Krieg, warnte gestern der Leiter der Abteilung für internationale Zusammenarbeit im russischen Verteidigungsministerium, Leonid Iwaschow. Die Krise müsse mit politischen Mitteln gelöst werden, und eine militärische Option sei nur die „1.001.“ Rußland schickt den russischen Nato-Gesandten, Generalleutnant Viktor Sawarsin, vorerst nicht nach Brüssel zurück, der wegen des Nato-Luftmanövers über Albanien und Mazedonien Anfang der Woche nach Moskau abgezogen wurde.
Der Sprecher des US–Außenministeriums, James Rubin, rief unterdessen die Kosovo–Befreiungsarmee (UCK) zur Mäßigung auf. Sollte sie weiter mit Waffen vorgehen, werde sie dem jugoslawischen Staatspräsidenten Slobodan Milošević nur die Gelegenheit geben, weitere Angriffe gegen die Zivilbevölkerung zu rechtfertigen. Eine Befürchtung, die auch der Führer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, teilt, der gestern eingestand, daß er keinerlei politische Kontrolle über die UCK habe.
Zugleich kritisierte Rubin die Weigerung Belgrads, seine Truppen sofort und bedingungslos aus dem Kosovo abzuziehen. Belgrad verfügt in der Krisenregion insgesamt über 50.000 Polizisten und Soldaten. Milosevic müsse zudem einer internationalen Beteiligung bei einem Dialog zur Beilegung der Krise zustimmen. Der designierte neue amerikanische UN- Botschafter Richard Holbrooke drohte Milošević gar damit, daß ein Nato–Einsatz unausweichlich sei, falls die „ethnische Säuberung“ im Kosovo nicht aufhöre.
Dabei könnte dann auch die deutsche Bundeswehr ihren ersten Kampfeinsatz fahren. Nach einer gestern veröffentlichten Forsa– Umfrage hätte sie dabei 51,2 Prozent der Bundesbürger hinter sich, allerdings nur wenn es zuvor ein UN–Mandat gibt. Nur 18 Prozent votierten für einen Einsatz auch ohne eine Resolution der UNO.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen