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Esso ist nicht grün

■ Der Hamburger Ölkonzern entdeckt Umweltschutz erst jetzt als öffentliches Thema

Berlin (taz) – Die deutsche Esso AG gibt sich selbstbewußt. Mit einem Gewinn von 916 Millionen Mark hat sie 1997 ein Rekordergebnis eingefahren. Der Konzernumsatz konnte um zwei Prozent auf 20 Milliarden Mark gesteigert werden. Doch anders als bei Konkurrent Shell, der seit dem Brent- Spar-Debakel an einem neuen, grüneren Image feilt, kommt in der Esso-Bilanz 1997 das Wort „Umwelt“ noch immer nicht vor.

Zwar hat Esso im vergangenen Jahr 93 Millionen Mark in Umweltschutzmaßnahmen investiert. Der größte Teil hiervon floß allerdings in die ökologische Sanierung von Lagern, Betrieben und Tankstellen. Zur Vermeidung von Gasen beim Tanken und für den Gewässerschutz an Tankstellen gab Esso knapp 40 Millionen Mark aus.

Während Shell medienwirksam auf erneuerbare Energien setzt und eine Solarzellenfabrik in Gelsenkirchen finanziert, hört man aus dem Hause Esso nicht viel. „Wir konzentrieren uns auf unsere Kerngeschäfte Öl und Gas“, sagt Esso-Sprecher Karl-Heinz Schult- Bornemann. Daß Shell beim Konzern-Umweltschutz ein Trendsetter sei, will Schult-Bornemann allerdings nicht gelten lassen. In der Branche sei der Ruf von Esso hervorragend. Es habe 1997 zehnmal weniger Arbeitsunfälle als bei Shell gegeben, erläutert er, das sei ein eindeutiger Gradmesser für eine saubere Produktion. „Unser Problem ist, wie wir in der Öffentlichkeit rüberkommen.“

Daß man künftig mehr tun muß, als Saugrüssel an Tankstellen zu installieren, dämmert dem Hamburger Ölkonzern langsam. Demnächst wolle man einen Bericht über den Konzernumweltschutz herausbringen. „Wir machen das aber viel verständlicher als Shell“, kann sich Schult-Bornemann den Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen. Denn die ist Esso deutlich voraus: Aus der Global Climate Coalition (GCC), jener US-Lobby aus Klimaschutzverhinderern, sind Shell und BP längst ausgetreten. Esso unterstützt die GCC hingegen immer noch. nbo

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