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Umdenken in der Drogenpolitik

■ betr.: Titel vom 16.6.98, „Die Mauern bröckeln“, taz v. 16.6.98 „UN-Aktionsplan gegen Dro gen“, taz v. 12.6.98

Ihre Berichte über ein Umdenken in der Drogenpolitik sind erfreulich und erwecken Hoffnung! [...] In einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung muß der Staat eindeutig beweisen, daß die Gefahren aus dem Drogenkonsum so groß sind, daß ein Verbot unerläßlich ist. Merkwürdigerweise wird das Thema auch von liberalen Politikern niemals unter diesem Aspekt behandelt. Ist der Gedanke einer Freigabe selbst für die Grünen zu „heiß“? Dabei ist es längst medizinisch erwiesen, daß reines Heroin gesundheitlich unschädlich ist. Was ist das so Gefährliche an der Sucht, wenn der Betroffene seinen Bedarf auf legale Weise und ohne Beschaffungskriminalität decken kann? [...] Horst E. Böttcher, Hamburg

Ganz oft ärgere ich mich auch über Eure Schreibe, aber: die heutige Titelseite – einfach spitze!

Für so'ne Titelseiten und Schlagzeilen lieb' ich Euch, erlaub' mir an dieser Stelle aber mal wieder den Hinweis, daß es auch PräsidentInnen, MinisterInnen, ÄrztInnen etc. gibt – also benennt die bitte auch als solche! Ingrid Alt, Radbruch

Ach so, ihr Papas, ihr wollt die Konsumierenden von der Straße (ach ja, diese Straße) holen lassen. Die Social Workers – erschöpft von zahlreichen Kleinkriegen mit PolitikerInnen, braven BürgerInnen, Krankenkassen und ebenfalls paternalistisch gestimmten MitarbeiterInnen um Konsumierende parteiliche Konzepte – sollen den „verlorenen Kindern“ folgendes in die Hände drücken: 1. die Hausregel, 2. eine Tick-Tack, 3. das staatlich legitimierte Fläschchen Helferlein, 4. ein Bolchen „Wennde brav bist, kriegste vielleicht Arbeit“. Und zokk – habt ihr gepflegt saufenden, fressenden, inhalierenden Bürgersleut' nicht gesehen – können alle alle unsere Sucht-Weisen und Ursachen für Konsum von illegalisierten Mitteln vergessen. Erst kriminalisieren, dann missionieren, um zu assimilieren. So erstickt ihr Papas und eure Helferlein endlich keimendes Umdenken erneut. Aber nicht gleich Trips werfen! Ich bin auch nicht so schlau geboren, wie ich dazu gelernt hab', bis zum... Mercedes Schmidt, Hamburg

Das Foto zu Eurem Beitrag „UN-Aktionsplan gegen Drogen“ ist reichlich unpassend. Der abgebildete Mann ist unschwer als Arhuaco-Indianer zu erkennen. Die als Plantage deklarierten Koka- Pflanzen vor seinem Haus, zwischen denen er sich mit seiner Familie fotografieren läßt, könnten naheliegender sein Hausgarten sein. Laut kolumbianischer Gesetzgebung haben Angehörige indianischer Ethnien das Recht, bis zu 50 Koka-Sträucher für ihren eigenen Bedarf anzupflanzen. Koka ist – ähnlich wie Hanf – eine in langer Tradition bewährte Heilpflanze und wird als solche wie zu rituellen Handlungen von den Indianern benötigt. Dieser gelegentliche Gebrauch – der Blätter, nicht des extrahierten Kokains – ist weder schädlich, noch macht er abhängig.

Außerdem: Wenn schon den UNO-Autoritäten der Vorwurf gemacht werden muß, daß sie ihren Blick zu stark auf den Anbau von Drogen richteten, dann sollte die taz diesen Fehler nicht noch wiederholen. Claudia Telschow, Jena

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