: Museale Metropole
■ Diskussion über Berlins Hauptstadtrolle
„Berlin wird Metropole, ob die Berliner es wahrhaben wollen oder nicht.“ Man müsse schon außerhalb Berlins leben, um zu sehen, wie die Attraktivität der Stadt wächst. Diese Sicht von außen hat Horst Teltschik, Ex-Berliner und heute Vorstand bei der Bayerischen Motoren Werke AG (BMW) in München. Zusammen mit der Freien Universität hatte sein Konzern am Mittwoch abend zu einem ersten „Berliner Hauptstadtgespräch“ geladen.
„Berlin war als Frontstadt Spitze, als Provisorium unschlagbar – und nun die Normalität“, beschrieb die Publizistin und Politikberaterin Gertrud Höhler die Schwierigkeiten der Stadt mit ihrer neuen Rolle. Für den emeritierten Zürcher Hochschullehrer und Modernisierungsforscher Hermann Lübbe nimmt die Bedeutung der Metropolen ab. Er weist ihnen eher eine museale Rolle zu. Der europäische Rat pendle mittlerweile durch Europa wie einst der mittelalterliche Kaiser zwischen seinen Pfalzen. „Der klassische Staat wird den Primat der Politik nicht wieder herstellen können.“
Alfred Grosser, Professor in Paris und Stanford, hofft dagegen, daß Berlin der Republik den Primat der Politik zurückgeben wird. „Bonn hat ständig die Macht gescheut.“
Die Ansprüche an die Hauptstadt im Wartestand wachsen. Berlin biete sich als idealer Ort der Meinungsbildung zwischen allen wichtigen Bereichen an, meint Teltschik. Die Stadt spiegele die Wirklichkeit realitätsnäher wider als „die Käseglocke Bonn“. dpa
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