Neues Heim, neues Selbstvertrauen

■ In Altona beziehen am 1. August sieben ehemalige Obdachlose ein Haus, das sie ein Jahr lang in Selbsthilfe renoviert haben.

Noch riecht es in dem unauffälligen Haus in der Großen Brunnenstraße in Altona etwas nach Farbe. Stolz präsentiert Jens-Peter Fiutak die gerade renovierten Wohnungen: „Die Malerarbeiten, die neuen Holzfußböden, die Fliesen – fast alles haben wir selbst gemacht.“ Fiutak gehört zu den „glorreichen sieben“ ehemaligen Obdachlosen, die sich zur Selbsthilfegruppe „Zukunft e.V.“ zusammengeschlossen haben. Gut ein Jahr haben die zwei Frauen und fünf Männer gearbeitet – nun beziehen sie in Kürze ihr neues Zuhause.

Ermöglicht hat dies die Lawaetz-Stiftung, die das Haus 1995 von der Gesellschaft für Wohnen und Bauen für 105.000 Mark gekauft hat. Die notwendigen Mittel stellte damals die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) zur Verfügung. Nocheinmal 700.000 Mark kostete die Sanierung, die zu 85 Prozent von der Stadtentwicklungsbehörde finanziert wurde. Die restlichen 15 Prozent erbrachte die Gruppe „Zukunft“ in Eigenarbeit. „Aber sie haben noch viel mehr gemacht und waren wesentlich schneller fertig, als wir geplant hatten“, berichtet Karin Schmalriede von der Lawaetz-Stiftung.

Doch zunächst galt es, in den Wohnunterkünften Mitglieder für die Selbsthilfegruppe zu gewinnen. Keine leichte Aufgabe, berichtet Regine Dietrichs-Volkmann, zuständige Sozialarbeiterin bei der BAGS: „Nur wenige können über einen so langen Zeitraum zusammenarbeiten und bei der Stange bleiben“, erzählt sie. Viele hätten in den Wohnunterkünften familienähnliche Strukturen aufgebaut, was den Absprung in ein „normales“ Wohnverhältnis ebenso erschwere wie die ablehnende Haltung der meisten Vermieter. „Es war ein langer Prozeß bis die Gruppe stand,“ so die Sozialarbeiterin, „aber ich bin überglücklich, daß es doch noch geklappt hat.“

„Jetzt, wo die Wohnungen fast fertig sind, sieht alles so einfach aus“, stöhnt einer der sieben Ex-Obdachlosen, der seinen Namen nicht nennen möchte, „aber es war wirklich hart, am Ball zu bleiben. Ich würde das ganz sicher kein zweites Mal machen“. Doch das Durchhalten hat sich gelohnt: Am 1. August werden die Mitglieder des Vereins Zukunft in ihre knapp 30 qm großen Einzimmerwohnungen einziehen.

„Die handwerkliche Eigenleistung rechnen wir selbstverständlich auf die Miete an“, strahlt Karin Schmalriede, „die liegt bei rund fünf Mark pro Quadratmeter. Damit werden die Wohnungen bezahlbar.“ Noch wichtiger: Durch den „Selbsthilfeprozeß am Bau“ sei bei den Beteiligten neues „Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten“ geschaffen worden. Jochen Metzger