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Kritik an Hübner

■ Schließungsprämie für Arztpraxen umstritten. Senatorin: Überhang abbauen

Ärztekammer, der Aktionsrat der Kassenärzte und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) haben Vorschläge von Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) zur Reduzierung der niedergelassenen Ärzte kritisiert. Hübner hatte angeregt, niedergelassenen Ärzten, die ihre Praxen schließen, eine Prämie zwischen 150.000 und 250.000 Mark zu zahlen. Die Kosten dafür sollen Krankenkassen und die KV finanzieren. Die Praxis dürfe dann nicht an einen anderen Arzt weiterverkauft werden. Nach Ansicht der Senatorin gibt es in Berlin knapp 900 Praxen zuviel.

Das zweifelt Ärztekammerpräsident Ellis Huber an. „Der einzige Maßstab dafür kann das Bedürfnis der Patienten sein“, so Huber. Diese aber würden langes Warten und die kurze Verfügbarkeit der Mediziner beklagen. Die Prämie führe dazu, „daß Ärzte, die aufs Altenteil gehen, viel Geld bekommen, jüngeren aber die Perspektive fehlt“. Die 250.000 Mark solle die Senatorin lieber für arbeitslose Ärzte einsetzen. Auch die KV hält es für fraglich, ob es in Berlin zu viele niedergelassene Ärzte gibt. Mit der Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich bei gleichzeitiger Leistungserweiterung durch medizinischen Fortschritt könne es auch sein, daß die Anzahl der Ärzte nicht ausreiche, so KV-Sprecherin Lisa Braun. Sinnvoll sei eine Prämie nur für Praxen in überversorgten Bezirken, die aus Altergründen geschlossen werden sollen. Die Summe, die Hübner nannte, sei „völlig aus der Luft gegriffen. Braun hält 30.000 bis 40.000 Mark für „viel realistischer“. Auch Anton Rouwen vom Aktionsrat der Kassenärzte fordert, zunächst den Bedarf an Ärzten zu ermitteln. Wenn dies der Fall sei, dürfe „auf keinen Fall in Bezirken geschlossen werden, die jetzt schon schlecht versorgt sind“. sam

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