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Freie Schule Wallmow soll nicht sein

■ Potsdamer Ministerium sieht Vorrang der Staatsschule gefährdet

Berlin (taz) – Es klingt alles bestens für die Schule im Wallmow bei Prenzlau, die im August ihre ersten Abc-Schützen aufnehmen will. Engagierte Eltern haben sich zwei bestehenden Naturschulen in der Uckermark angeschlossen und die Pädagogik der Maria Montessori studiert. Sie haben Kontakt zu einer Szczeciner Schule aufgenommen. Der Schulaustausch ist so gut wie perfekt. Es gibt 18 Kinder, die etwas lernen wollen, und nicht nur Roman Herzog predigt, die Schulen aus der bürokratischen Umklammerung zu lösen. Aber es reicht trotzdem nicht.

Nach dreijährigen Bemühungen, Investitionen von 100.000 Mark in ein Schulgebäude und Dutzenden von Anträgen kam jetzt das Njet. Das Potsdamer Bildungsministerium hat die Freie Schule nicht genehmigt. Die Gründe für die Ablehnung sind aus der Verfassung abgeleitet, beteuert der zuständige Ministeriale.

Nun ist alles, was in Wallmow optimal paßt, in ein schlechtes Licht gerückt. Nicht die vom Bundespräsidenten und den Schulministern landauf, landab gelobte Freie Schule ist das Maß aller Dinge, sondern die Staatsschule. Würde die Montessori-Einrichtung Kinder im sozialen Miteinander auf das Leben vorbereiten, so wäre „der Vorrang der staatlichen Schule in Frage gestellt“, teilt der Ministerialreferent mit. Er beruft sich auf Artikel 7 des Grundgesetzes, nach dessen herrschender Interpretation „Ersatzschulen im Volksschulbereich nur im Ausnahmefall zuzulassen sind“. Nur daß an dieser Auslegung eine bundesweite Bewegung für „Schulen in erweiterter Verantwortung“ vorübergegangen ist. Die Potsdamer haben sie wohl noch nicht zu den Vorschriften genommen.

Die Wallmower Eltern wollen sich nicht mürbe machen lassen. „Wir machen auf jeden Fall weiter“, sagt Christiane Binsfeld, eine der InitiatorInnen. „Wir kämpfen gegen papierne Vorschriften, wenn es um die Interessen unserer Kinder hier draußen geht.“ Christian Füller

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