■ Nachschlag
: Fand Asyl in der Alten Kantine: Der Berliner Kleinkunst-Teddy

Die schlechte Nachricht zuerst? Die Knorre, als multifunktionaler Veranstaltungsort in Friedrichshain im letzten Herbst gestartet, hat dichtgemacht. Auf Zeit, ein neuer Betreiber ist bereits gefunden. Und die gute Nachricht? Das jüngste Kind von Knorre-Kulturmanager Tino Meister hat trotz der Wirren überlebt: Der „Berliner Kleinkunst-Teddy“ fand quasi über Nacht Asyl in der Alten Kantine der Kulturbrauerei und wurde dort Dienstag abend erstmals vergeben. Das Ganze kommt größtenteils als witzige Open-stage-Show daher und soll künftig regelmäßig stattfinden. Moderiert von Gerd Normann, der sich mit seinem „Trash-Talking“ im Schlot einen Namen gemacht hat. Junge KünstlerInnen – und solche, die sich dafür halten – haben die Chance, sich mit ihren Werken vor Publikum zu präsentieren. Eine Jury entscheidet, wer den Preis, einen Plüschteddy, kriegt. Wenn so nicht große Karrieren beginnen.

Vielleicht ja auch die von Michael Bänning und Lona Grandt, die als „Die beiden anderen“ kurze Stories aus ihrem Alltag zum besten gaben. Bänning stellte sich etwa vor, wie es ist, „Wenn man 30 ist“. Richtig kauzig, was sich da der längst nicht 30jährige ausgemalt hat: Auf Parties hält man nur noch bis halb eins aus, im TV-Gerät sind nur noch Kulturkanäle programmiert. Eindeutig: ein Text der Gattung Horror. Dafür gab es keinen Teddy. Auch Partnerin Lona Grandt ging leer aus. Sie steuerte zwei Texte bei, einen langweiligen und eine prima Geschichte: Frau schaut Fußball. Weil sie es richtig machen will, steckt sie sich ein Kissen unters Unterhemd, „wegen der Authentizität“, trinkt viel Bier, probiert im Stehen zu pinkeln und muß danach erst mal unter die Dusche.

Bei Gerald Wolf, der sich als Fußball-Kabarettist vorstellte, zündeten die Pointen nicht. Nur einmal war Wolf große Klasse: Er fragte sich, welchen TV-Kanal er eigentlich schaut, wenn er den Kommentatoren zuhört. „Spanien ist in guter Hoffnung“, „die Dänen pressen“ – richtig, das ist nicht die 1. Reihe, das muß der Geburts-Channel sein. Auch dafür keinen Teddy. Den heimste Judith Holofernes ein, die schöne selbstgeschriebene Lieder zur Gitarre sang. Mit wirklich interessanten Texten. Beispiel „Popstar“: Will ich dich lieber ficken, oder will ich lieber sein wie du?

Die Jury übrigens wollte den Teddy anfangs Moderator Gerd Normann zusprechen, der, in Ermangelung weiterer Talente aus dem Publikum, als Friseur und türkischer Märchenerzähler auftrat. Leider außerhalb der Konkurrenz. Andreas Hergeth