: Die Jungen zahlen drauf
■ Rentenstudie: Gesetzliche Alterssicherung trocknet mangels Akzeptanz immer mehr aus
Bonn (taz) – Jüngere Beitragszahler werden durch das gesetzliche Rentensystem voraussichtlich Geld verlieren: Sie zahlen viel mehr Geld ein, als sie hinterher an Renten ausbezahlt bekommen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die Rentenexperte Professor Meinhard Miegel mit weiteren Finanzexperten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge erarbeitet und am Freitag in Bonn vorgestellt hat. Das Institut wurde Ende vergangenen Jahres von der Deutschen Bank und einigen ihrer Tochtergesellschaften gegründet, die in der privaten Altersvorsorge tätig sind. „Ich würde unter diesen Bedingungen kein Geld anlegen“, zog Mitarbeiter Professor Bernd Raffelhüschen Bilanz.
Die Zahlen sprechen für sich: Der Jahrgang 1950 kann nur noch mit 1,5 Prozent Rendite auf seine eingezahlten Beiträge rechnen, der Jahrgang 1970 mit nur noch zwischen 0,5 und 1 Prozent; beim Geburtsjahrgang 1980 falle die Rendite dann auf null. Alleinstehende, vor allem Männer, müssen sich nach den Worten der Wissenschaftler bereits ab dem Geburtsjahrgang 1960 auf „einen realen Vermögensverlust“ einstellen. Da ihre Angehörigen keinen Anspruch auf eine Witwen- oder Hinterbliebenenrente hätten, zahlten sie mehr in das Rentensystem ein, als sie letztlich herausbekämen. So erhält ein lediger Mann des Jahrgangs 1960 nach den Berechnungen für jede Mark Beitrag nur noch 97 Pfennig an Rente, beim Jahrgang 1980 verringert sich der Wert auf 78 Pfennig. Ein 68jähriger verheirateter Rentner bekommt dagegen für jede Beitragsmark heute eine Rente von 2,79 Mark.
Würde ein 1980 Geborener dagegen dasselbe Geld, das er in die Rentenkasse zahlt, beispielsweise in eine Lebensversicherung investieren, hätte er nach 37 Jahren dreimal so viel Geld gespart wie in der gesetzlichen Rentenversicherung. „Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein“, so Miegel, „bis die gesetzliche Alterssicherung durch mangelnde Akzeptanz austrocknet.“ Cornelia Fuchs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen