: Quer oder senkrecht?
■ Nicholas Bodde und Harald Zilly – die wahren Asketen des Kunstfrühlings
Nicholas Bodde malt quer. Harald Zilly senkrecht. Und das ständig. Warum nur?
Gegen Zilly ist Bodde ein geradezu ausgelassener, farbenfroher Paradiesvogel. Denn er gönnt sich, im Gegensatz zu Zilly, mehr als eine Farbe. Zur Zeit ist er bei dreizehn, die er in unterschiedlicher Breite auf dünnen Aluminiumplatten übereinanderstapelt. Immer und immer wieder, in ständig neuen Farbkombinationen, die für das durchschnittliche Farbempfinden durchaus gewöhnungsbedürftig sind: Dunkelrot auf rosa, darunter grün, dann beige. Nun ja.
Zilly hingegen überbietet Bodde in asketischer Selbstdisziplin um Längen. Die eine, in zarte Streifen zerlegte Farbe – mal rot, mal blau – bedeckt die ganze Leinwand. Mehr wird dem Auge nicht gegönnt. Also guckt man hin und langweilt sich zu Tode. Oder man guckt hin und entdeckt spannungsvolle Feinheiten, Konturen, Tiefenstrukturen. Oder man guckt auf die nächste Wand und gönnt sich doch den Bodde. Für den der Zilly eigentlich nur Verachtung übrig haben dürfte. So viele Farben auf einmal. Total übertrieben. Aber seltsamerweise mögen die beiden sich. Wer's versteht... taz
Ausstellung „Kunstfrühling '98“ mit 48 zeitgenössischen Bremer KünstlerInnen ist bis zum 12. Juli im alten Güterbahnhof zu sehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen